Die Ameise Odontomachus rixosus kann auf zwei sehr unterschiedliche Arten springen.

Foto: Magdalena Sorger

Raleigh – Zu den Sprungmeistern im Insektenreich zählen Ameisen eindeutig nicht. Unter den 326 bislang bekannten Ameisengattungen gibt es ganze sechs, deren Angehörige hin und wieder springen, sagt die Biologin Magdalena Sorger von der North Carolina State University. Erstaunlicherweise gibt es dafür eine Spezies, die gleich auf zwei sehr unterschiedliche Arten springen kann: nämlich mit denen Beinen oder mit den Kieferwerkzeugen.

Bei Schnappkieferameisen (Odontomachus) sind die Mandibeln genannten Beißwerkzeuge großdimensioniert und gerade. Das schnelle Zuschnappen dieser zangenartigen Instrumente dient dem Beutefang, kann von der Ameise aber auch dazu genutzt werden, sich in die Luft zu katapultieren – 30 Zentimeter und mehr können die Tiere mit einem solchen Sprung zurücklegen. Diese Fortbewegung klingt exotisch, doch gibt es genauso viele Ameisengattungen, die mit den Mandibeln springen, wie solche, die es auf konventionelle Art mit den Beinen tun.

Magdalena S.

Und dann gibt es die auf Borneo vorkommende Art Odontomachus rixosus. Die kann beides. Noch nie zuvor wurde ein derartiges Verhalten beobachtet, berichtet das Forschungsteam um Borger, das sich zu einer Feldstudie auf der drittgrößten Insel der Welt aufgehalten hatte, im Fachmagazin "Frontiers in Ecology and the Environment".

Wie es dazu kommen konnte, dass sich bei einer Spezies zwei unterschiedliche Versionen der im Grunde selben Bewegungsart entwickeln konnten, ist laut den Forschern rätselhaft. Umso mehr, als beide Sprungarten offenbar nur zur Flucht eingesetzt werden – aber nicht etwa, um sich auf Beutetiere zu stürzen oder für andere Zwecke, die einen Wechsel zwischen den Sprungarten erklären könnten.

Einen Unterschied gibt es allerdings in der Eleganz der Ausführung: Ein Sprung mit den Beinen erlaubt den Tieren eine gewisse Kontrolle über Richtung, Weite und Landeplatz. Wenn sie sich hingegen mit den Mandibeln loskatapultieren, landen sie einfach irgendwo – und oft auf dem Rücken. (red, 6. 12. 2015)