Istanbul – Nach der Verhaftung von zwei Journalisten der regierungskritischen "Cumhuriyet" haben die türkischen Behörden eine Steuerprüfung der Zeitung angekündigt. Das Finanzministerium habe eine erneute Inspektion der Buchhaltung aus dem Jahr 2010 angekündigt, obwohl es bei der Prüfung vor fünf Jahren keine Probleme gegeben habe, berichtete die "Cumhuriyet" am Dienstag.

Der Vorstandsvorsitzende der Zeitung, Akin Atalay, wertete die angekündigte Steuerprüfung als politisch motiviert. "Es scheint, als hätten sie einen Jihad begonnen, bitte schön, wir warten", schrieb Atalay auf Twitter.

Steuerstrafen aus politischen Gründen

Kritiker werfen den türkischen Behörden vor, Steuerstrafen aus politischen Gründen zu verhängen. Die Dogan-Holding, die unter anderem die regierungskritische Zeitung "Hürriyet" herausgibt, musste im Jahr 2009 Hunderte Millionen Euro Strafe zahlen.

Gegen den Chefredakteur der "Cumhuriyet", Can Dündar, und den Hauptstadtkorrespondenten Erdem Gül war vergangene Woche Haftbefehl erlassen worden. Ihnen werden unter anderem Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Spionage vorgeworfen. Hintergrund ist ein von Dündar und Gül verfasster Bericht vom Sommer über angebliche Waffenlieferungen von der Türkei an Extremisten in Syrien. (APA, 1.12.2015)