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Berat Albayrak, Schwiegersohn und Minister.

Foto: 'AP/Ozbilici

Er trägt den Look der Neo-Osmanen, den sorgsam gestutzten Vollbart der jungen, smarten Aristokraten, den man aus den türkischen Sultanserien kennt, ganz wie sein Schwager Bilal, der Sohn des Staatschefs.

Über Bilals Einzug in die politische Arena und vor allem über den der Präsidententochter Sümeyye ist viel spekuliert worden. Nun aber ist es Berat Albayrak, der als erstes Mitglied der Erdoğan-Familie in die aktive Politik eingreift. Der 37-jährige Schwiegersohn von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan ist der Energieminister der neuen türkischen Regierung.

Dass er sein neues Mandat als Parlamentsabgeordneter aus Istanbul annehmen würde, glaubte ohnehin niemand. Albayrak galt als Anwärter auf ein Ministeramt, sobald durchgesickert war, dass ihn sein Schwiegervater auf die Kandidatenliste bei den Parlamentswahlen platziert hatte. Denn seit die konservativ-islamische Regierungspartei AKP in der Türkei regiert, seit 13 Jahren mittlerweile, läuft es für Berat wie für seinen Bruder Serhat wie am Schnürchen.

Beide studierten Finanzwissenschaften in den USA. 2002, mit gerade einmal 24 Jahren, wird Berat Albayrak Finanzchef für das US-Geschäft der Calik-Holding, eines der großen türkischen Familienunternehmen, die üblicherweise ein enormes Portefeuille von Energie, Bergbau und Bauwirtschaft über Banken und Medien managen. 2004 heiratet der Aufsteiger Esra, die ältere Tochter Erdoğans, 2007 wird er Generaldirektor der Calik-Holding; Bruder Serhat übernimmt die Führung von Turkuvaz, der Mediensparte von Calik, zu der heute regierungsnahe Zeitungen wie "Sabah" und der Sender ATV gehören.

Berat Albayrak tritt selbstbewusst auf, die Freundschaft seines Vaters Sadik mit Recep Tayyip Erdoğan ist sein großes Pfund. Wie die Erdoğans stammt die Albayrak-Familie von der türkischen Schwarzmeerküste. Sadik ist ein Publizist und Intellektueller, der in den 1960er-Jahren wie Erdoğan eine Imam-Hatip-Schule in Istanbul besuchte, später Islamwissenschaften studierte und in den 1990er-Jahren als Abgeordneter der Islamistenpartei im Parlament in Ankara saß.

Mit Vorwürfen der Schieberei und der Korruption musste sich Berat Albayrak bereits auseinandersetzen. Die Ausschreibung für den Ölexport aus dem kurdischen Nordirak gewann eine Firma, die Albayrak gehören soll. Sowohl die Calik-Holding wie auch Albayrak wiesen das zurück. Ende 2013 verließ er die Holding. (Markus Bernath, 30.11.2015)