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Ein gewöhnungsbedürftiges Bild: Mats Hummels auf der Bank.

Foto: APA/AFP/Schmidt

Dortmund – Es war Thomas Tuchel offenbar ein inneres Bedürfnis, für Klarheit zu sorgen. "Dass Mats heute zunächst auf der Bank saß, war eine geplante Maßnahme zur Belastungssteuerung. So, wie wir es bei anderen Spielern zuvor auch gemacht haben", sagte der Coach von Borussia Dortmund. Weltmeister Mats Hummels nach zuletzt einigen Patzern und öffentlicher Kritik aus der Schusslinie zu nehmen sei nicht die Intention gewesen.

Zum zweiten Mal in den 25 Pflichtspielen der laufenden Saison nach dem Europa-League-Auftritt bei PAOK Saloniki (1:1, 1. Oktober) stand der BVB-Kapitän nicht in der Startelf, er wurde beim 4:1 gegen Stuttgart in der 80. Minute eingewechselt. "Es ist ein gutes Gefühl, in der Schlussphase so viel Qualität einwechseln zu können", so Tuchel.

Kein Wunder, dass eine derartige Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt Spekulationen um Missstimmung und Missverständnisse schürt. Hummels, der sich wegen der Kritik in den Medien ein siebenwöchiges Schweigegelübde auferlegt hatte, schilderte in einem Interview im "Kicker" sein Verhältnis zu Tuchel: "Wir haben überhaupt keine Probleme miteinander. Wir können uns Dinge offen sagen, und das werden wir auch weiter machen."

Im Clinch mit den Medien

Dafür stand er mit den Pressevertretern auf Kriegsfuß. Der Kapitän, ansonsten auch nach der bittersten Niederlage ein kompetenter Gesprächspartner, wurde seinem Status als Führungsperson auf dem und außerhalb des Platzes zuletzt nicht gerecht. Sein pikierter Rückzug wurde kontrovers diskutiert.

Hummels stellte fest, dass "die mediale Betrachtungsweise meiner Person während der Zeit, in der ich bewusst nichts gesagt habe, keineswegs objektiver wurde. Es ist gefühlt leider noch extremer geworden." Er fühle sich definitiv falsch bewertet und sehe seine Leistung auch besser als manch ein Medium. Schlechte Sachen würden sich einfach besser verkaufen lassen.

Die Vorwürfe, es mangle ihm an Selbstkritik, wollte der 26-Jährige nicht stehen lassen. "Ich kenne kaum jemanden, der selbstkritischer ist als ich. Ich schaue mir meine Spiele zu Hause noch einmal an. Ich weiß, wann ich Fehler mache, und ich weiß, wann ich keine mache", so der BVB-Kapitän. "Ich habe eigene Fehler immer deutlich angesprochen und werde das weiter so handhaben. Ich ducke mich nicht weg."

"Sturköpfig und ein bisschen dickköpfig"

Hummels charakterisiert sich als "manchmal sturköpfig und ein bisschen dickköpfig". Er sei etwas direkter, auch einmal zynisch und sarkastisch. Deshalb finde er es auch völlig in Ordnung, dass Klubboss Hans-Joachim Watzke ihn einst als nicht pflegeleicht beschrieb. Ansonsten sei das Verhältnis zu Watzke "mehr als nur in Ordnung".

Ob ihn die kritische Berichterstattung der vergangenen Monate daran hindern könnte, den bis 2017 laufenden Vertrag zu verlängern? "Wenn mich die kritische Berichterstattung aus Dortmund vertreiben würde, hätte ich einen Dachschaden", sagte Hummels. Schon im Sommer kursierten Gerüchte über einen Abschied. Tuchel, so heißt es, habe ihn überzeugt zu bleiben. (sid, 30.11.2015)