"The Man in the High Castle", Amazon Instant Video.

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Es bleibt einem im Hals stecken wie ein Widerhaken: Nicht die Alliierten, sondern die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und teilen sich die USA auf – rechts die Nazis, links die Japaner. Dazwischen eine neutrale Zone. Nicht Wien, sondern ein Kaff im nasskalten Colorado ist die Drehscheibe der Weltspionage.

Wir schreiben das Jahr 1962, und wir erleben hier den nächsten Streaming-Blockbuster – diesmal vom Internetriesen Amazon: "The Man in the High Castle" ist eine nahezu perfekt durchkomponierte Politikspionageverschwörungsapokalypsenkiste, angelehnt an den US-Roman "Das Orakel vom Berge" von Philip K. Dick.

Hitler hat Parkinson, und Goebbels wartet bloß darauf, dass er stirbt, um Japan mit einem Atomkrieg fertigzumachen. Das muss verhindert werden. Wie bitte? Hitler lebt und ist Garant eines – wenngleich kalten – Friedens? Na bumm.

Sei's drum, schlucken wir das, der Story wegen. Was wir erleben, ist eine paranoid-düstere Welt: Überwachung, Angst, Widerstand, Verrat. Nur manchmal gleitet die packende Story voll raffinierter Handlungsstränge und Wendungen in banales Räuber-und-Gendarm-Spiel ab. Und doch: Man wird definitiv in diese Serie hineinkippen. Schon bald wird man wissen wollen, welchen Cliffhanger sich die Produzenten (unter anderen Ridley Scott) für das Ende der ersten Zehn-Folgen-Staffel ausgedacht haben.

Und einmal mehr ist bewiesen, dass gute TV-Produktionen auch ohne Megastars auskommen können: Alexa Davalos ("Kampf der Titanen"), Rufus Sewell ("The Tourist") und Cary-Hiroyuki Tagawa ("Planet der Affen") spielten bisher in Nebenrollen. Hier zeigen sie, dass sie auch in der ersten Reihe glänzen. (Gianluca Wallisch, 29.11.2015)