Wenn es Nacht wird auf der Urologie, kommt der Engel: blondgelockt und lasziv wie es dem Krankenschwesternklischee entspricht. Doch die Schöne in Wolfgang Mörths Stück "Urologie" ist Traumweib und Todesangst zugleich.

Foto: Theater Kosmos

Bregenz – Eine Blasenentzündung ("Zystitits" würde Jungblut, der Blitzkneisser in Urologie verbessern) kann künstlerische Folgen haben – ein Theaterstück beispielsweise.

Krankheit und Mannsein lassen sich bekanntlich nur schwer vereinbaren. Hubert Dragaschnig, Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter macht seine Krankheitserfahrungen im Theater Kosmos zum Thema. Seinen körperlichen Schmerz und das Leiden am System Krankenhaus ließ das Theater vom Bregenzer Autor Wolfgang Mörth zu einer Komödie verarbeiten.

Ein Krankenzimmer, drei Klinikbetten, drei Männer unterschiedlichen Alters. Altmeier (Herbert Pendl), dem pensionierten Postler, macht nicht nur die Prostata Probleme. Viel mehr leidet er an Einsamkeit. Mittelberger (Hubert Dragaschnig), der Mittfünfziger, Regisseur von TV-Serien, zwingt die Blase ins Krankenbett. Mehr als der befreiende Strahl bedrückt ihn aber der Tod seiner Katze und das einsame Altwerden. Jungblut (Maximilian Berlinger), ein Maturant, ist allem Körperlichen abgeneigt. Über seine Phimose will er nicht reden und schon gar nicht über seine Mutterbeziehung, die nur durch die Verbundenheit mit seinem Smartphone übertroffen wird.

Die drei Männer versuchen nun ihrer Angst (verkörpert durch einen Todesengel) um die Männlichkeit Herr zu werden und den letzten Rest Selbstwert gegenüber dem Klinikpersonal zu verteidigen, was nicht ganz einfach ist. Denn der Pfleger (Anwar Kashlan), ein Berufswitziger und zudem noch korrupt bis in die Kanüle, möchte Serienstar werden. Und Doktor Sonja (Michaela Spänle) will nur eines: operieren, egal wen. Doch der Herr Primar lässt sie nicht ran.

Der Herr Primar ist das Phantom des Stücks. Auf sein Erscheinen warten Patienten und Personal. Ihm zu Ehren wird ein Geburtstagsständchen vorbereitet. Schließlich hat man nicht jeden Tag einen Regisseur auf der Station. Aus dem Auftritt wird nichts. Denn der Primar rutscht aus, reißt sich das Gemächt auf. Der Patientenchor singt "Let it flow". Am lautesten lachen die Frauen ... (Jutta Berger, 27.11.2015)