Bregenz – Vorarlberg bekommt eine Straßenzeitung. Der Verkauf der 30 bis 40 Seiten starken "Marie" startet am 8. Dezember in einer Auflage von 10.000 Stück. Hinter dem Projekt stehen vier erfahrene Journalisten und Mitglieder der PR-Szene. Ziel sei es, Menschen eine Öffentlichkeit zu bieten, die sonst keine hätten. "Marie" wird zum Preis von 2,50 Euro von bis zu 100 Kolporteuren im Land verkauft werden.

Die Idee zu einer Vorarlberger Straßenzeitung hatten Robert Thoma (ehemals Chefredakteur und Herausgeber der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung"), Gerhard Hofer von der Agentur Spiritworks, Patrick Fürnschuß von der Agentur Gutwärts und ORF-Redakteur Gernot Hämmerle. "Jeder Einzelne von uns hatte eine Straßenzeitung für sich schon einmal angedacht, im Gespräch haben wir dann zusammengefunden", sagt Hofer. Von der Idee bis zur Umsetzung habe es rund ein halbes Jahr gedauert. Der Name "Marie" habe sich im Brainstorming ergeben.

Autorenpool für Inhalte

Das Blatt wird vom Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg herausgegeben, der seinen Sitz am Campus der Fachhochschule Dornbirn hat, wo sich auch die Redaktionsräume befinden. Unter der redaktionellen Leitung von Elisabeth Willi werde ein Pool von professionellen Journalisten für "Marie" schreiben, sagte Hofer. Inhaltlich stünden Menschen am Rand der Gesellschaft sowie Menschen, die sich für andere engagieren, im Mittelpunkt. "Marie" soll vor allem einen Dialog ermöglichen und gesellschaftliche Zusammenhänge aufzeigen. Die Zeitung, die auf privatem Risiko gegründet wurde, sei unabhängig, so Hofer. Wirtschaftlich basiere sie auf dem Verkauf, auf Anzeigen und Beiträgen von Sponsoren. Gedruckt wird "Marie" in Salzburg.

Hälfte der Einnahmen geht an Verkäufer

Unterstützt wird das Projekt laut Hämmerle von den Kaplan-Bonetti-Arbeitsprojekten in Dornbirn, dem Bregenzer Verein Dowas (Der Ort für Wohnungs- und Arbeitssuchende) sowie von der Caritas und dem Institut für Sozialdienste. Die Unterstützung beziehe sich hier vor allem auf den Vertrieb. Die Hälfte der Einnahmen aus dem Verkauf geht an den Verkäufer, wie das auch bei der Wiener Straßenzeitung "Augustin" der Fall ist. "Wichtig ist, dass die Verkäufer sich nicht als Almosenempfänger sehen, sondern als Teil eines wertvollen Projekts und dass sie mit den Käufern ins Gespräch kommen", betont Hofer.

Zentrale Ausgabestelle der "Marie" wird das Kaplan-Bonetti-Haus am Dornbirner Bahnhof. "Der Gedanke einer Straßenzeitung geistert schon länger durch die Soziallandschaft, bisher hatte aber niemand die Energie, das auf die Beine zu stellen. Die Privatinitiative ist darum eine tolle Sache", sagt Peter Mayerhofer von den Kaplan-Bonetti-Arbeitsprojekten. Zum einen könne das Blatt soziale Themen transportieren, zum anderen sei es für Benachteiligte eine unbürokratische Möglichkeit, sich etwas dazuzuverdienen. "Ich erwarte mir auch, dass sich durch den Kontakt mit den Verkäufern in der Bevölkerung ein anderer Blick auf die Lebenswelt Benachteiligter ergibt." Bei den Bonetti-Klienten rechne er durchaus mit Interesse an einer Mitarbeit. (APA, red, 27.11.2015)