Foto: Thomas Neuhold
Foto: Thomas Neuhold

Besuchen Sie den Sonnblick, solange er noch steht. Nun, ganz so schlimm ist es noch nicht, aber ohne technische Hilfe, droht der Gipfel des Rauriser Sonnblicks mittelfristig tatsächlich zu zerbröseln. Dieses Schicksal droht zwar anderen Gipfeln auch, aber beim Sonnblick wäre es wirklich ein bisschen blöd. Hier heroben steht auf dem höchsten Punkt das wichtigste me teorologische Hochgebirgs-Observatorium Österreichs. Seit mehr als 120 Jahren werden auf dem Sonnblick alle relevanten Klimadaten erfasst.

Das Abschmelzen, der Rückzug des ewigen Eises, ist hier auch für Laien deutlich erkennbar.
Foto: ZAMG

Um das Jahr 2000 mussten die Klimaexperten der Zentralanstalt für Meteorologie dann plötzlich in eigener Sache aktiv werden. Durch die Klimaerwärmung regnete es immer häufiger in große Höhen hinauf, das in die Felsen eindringende Wasser drohte den Berg zu zersprengen. Mit umfangreichen Sanierungsmaßnahmen – die Nordwand wurde mit Betonankern stabilisiert, die Gipfeloberfläche wurde versiegelt – bekam man den Berg wieder stabil.

Auswirkungen für Alpinisten

Dass die Wetterstation auf dem Sonnblick errichtet wurde, hängt eng mit der Bergbaugeschichte des Rauriser Talschlusses Kolm-Saigurn zusammen. Mitte der 19. Jahrhunderts erlebte hier der Goldabbau seine vorerst letzte Blütezeit, die Bergbauanlagen leisteten beim Bau des Observatoriums hervorragende Dienste.

Die frühe Erschließung der Goldberggruppe lockte auch bald Touristen auf den Berg. Heute ist der Dreitausender sommers wie winters ein begehrtes Ziel. Klimawandel und Gletscherrückgang haben die objektiven Gefahren freilich deutlich erhöht. Die einst eher harmlosen Gletscher sind inzwischen stark aufgerissen, die Spalten sind bis zu 20 Meter tief. Gerade im beginnenden Winter stellen die nur leicht zugewehten Spalten eine echte Gefahr dar.

Foto: Thomas Neuhold

Abgesehen davon: In Summe dürfen die Anstiege auf den Sonnblick – zu Fuß oder mit Skiern – als durchaus fordernd bezeichnet werden. 1.500 Höhenmeter sind zu bewältigen. Zu Beginn sind Sommer- wie Winteranstieg ident. Hinter dem Naturfreundehaus geht es über eine steile Felsstufe am Barbarafall vorbei (im Winter werden die Skier bis hier meist getragen) über die flachen Melcherböden hinauf zum Schutzhaus Neubau.

Jetzt trennen sich die Wege. Im Sommer geht es in weiten Kehren nach Südwesten zur Rojacher-Hütte und dann über den mit Eisenklammern und Stahlseilen gesicherten, fallweise auch recht luftigen Blockgrat hinauf auf den Gipfel. Die Skitour führt hinter dem Neubau noch ein Stück flach taleinwärts und dann in einem weit ausholenden Rechtsbogen über zwei Stufen hinauf auf den höchsten Punkt. (Thomas Neuhold, 27.11.2015)