Wien/Villarreal – Rapids Trainer Zoran Barisic hätte nicht einmal in seinen wildesten oder auch kühnsten Träumen gedacht, dass er irgendwann den nahezu legendären Satz von sich geben würde: "Altach ist wichtiger als Villarreal." Die österreichische Bundesliga steht über der Europa League, denn Rapid hat die internationale Angelegenheit geregelt. Vier Spiele, vier Siege, mehr geht nicht, der Aufstieg ins Sechzehntelfinale ist fix. Die favorisierten Spanier von Villarreal haben im Estadio El Madrigal den sanften Druck, Rapid kann gelassen auftreten. "Und guten Fußball zeigen", sagt Barisic. Villarreal, Vierter in der Primera Divisón, sei "eine Monstermannschaft". In Wien wurde trotzdem 2:1 gewonnen, der Grundstein zum Lauf ward gelegt.
Rotationsplanungen
Barisic denkt selbstverständlich "von Spiel zu Spiel". Da der Besuch von Altach am Sonntag nicht zu leugnen ist, sind die Gedanken diesmal ausschweifender. "Ich überlege, den einen oder anderen zu schonen. Man muss Prioritäten setzen." Kann sein, dass der 35-jährige Kapitän Steffen Hofmann sich voll auf Altach konzentrieren darf oder muss, also auf der Bank sitzt. "Das ist ein Luxus, den wir uns erarbeitet haben."
In der Meisterschaft schaut es nicht so luxuriös aus, Platz drei nach 16 Runden, vier Punkte Rückstand auf die Austria, drei auf Titelverteidiger Salzburg. "Aufholbar", sagt Barisic. "Sofern wir die Schwankungen abstellen." Just nach gelungenen europäischen Auftritten wurde der Alltag nicht bewältigt. "Es war meist kein Versagen, die Leistungen waren oft besser als die Ergebnisse." Rapid sei so gestrickt, "dass wir immer gewinnen wollen.
Rapid ist und bleibt Ausbildungsverein
Manchmal geht das daneben, vielleicht hätten wir uns in Grödig oder im Derby mit einem Remis begnügen sollen. Aber auf Dauer zahlt sich der Mut, diese Einstellung aus." Barisic hat vor ein paar Tagen seinen Vertrag bis 2018 verlängert, inhaltlich soll sich an der Arbeit wenig ändern. "Es geht darum, Spieler zu entwickeln, sie immer besser zu machen." Gelingt das, sei das einerseits sehr schön, andererseits leicht bitter. "Ausländische Klubs werden aufmerksam und kaufen sie weg. Diese Problematik ist unlösbar. Talente wollen vielleicht bei Rapid, aber nicht in der österreichischen Liga bleiben. Das ist verständlich."
Es bestehe freilich kein Grund zu resignieren. "Wenn man sucht, findet man immer gute Leute." Der Fall Robert Beric werde sich aber wiederholen. "Er war ein wenig mehr als ein Jahr bei uns. Wir wollen, dass außergewöhnliche Fußballer zumindest zwei bis drei Jahre bleiben und erst dann wechseln." Man dürfe sich keinerlei Illusionen hingeben. "Ein Florian Kainz wird, wenn er so weitermacht, nicht ewig zu halten sein."
Magere Jahre
Rapid hat seit 2008 keinen Titel mehr gewonnen. Laut Barisic gehört das dringend geändert. "Daran wird man gemessen." Nach wie vor sei Red Bull Salzburg das größte Hindernis. "Sie haben andere Möglichkeiten. Allein aufgrund des Satellitenklubs Liefering können sie Personal beliebig hin und herschieben."
"Sei's drum", sagt Barisic. "Villarreal wird sich zerreißen, wir werden uns zerreißen. Wir sind nicht hier, um die Stadt anzusehen. Wir wollen den Gruppensieg. Obwohl Altach wichtiger ist." (Christian Hackl, 25.11.2015)
Europa League, Gruppe E, 5. Runde, Donnerstag
Villarreal – SK Rapid Wien
Estadio El Madrigal, 21.05 Uhr, live Puls 4 und Sky, SR Pawel Raczkowski (POL)
Mögliche Aufstellungen:
Villarreal: Barbosa – Gaspar/Rukavina, Bailly/Gaspar, Ruiz, Costa – Castillejo, Soriano, Trigueros, Suarez – Bakambu, Soldado
Ersatz: Aitor/Areola – Jokic, Iniguez, Pina, Dos Santos, Samuel, Nahuel
Es fehlen: Bonera, Adrian Lopez, Baptistao (alle Oberschenkelverletzung), Asenjo (Kreuzbandriss), Musacchio (Wadenbeinbruch)
Fraglich: Bailly (nach Kopfverletzung)
Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Grahovac, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Prosenik
Ersatz: Strebinger – Auer, M. Hofmann, Nutz, Jelic, Alar, Tomi
Es fehlen: Huspek (Rückenprobleme), Schrammel, Kuen (beide rekonvaleszent), Schaub (angeschlagen)
Fraglich: Petsos (Rückenprobleme)