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Der Österreichische Pflege- und Betreuungspreis "Luise", den die Volkshilfe 2006 ins Leben rief, wurde am Montag in Wien in vier Kategorien vergeben. Er wird vom Sozialministerium unterstützt.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Wien – Wenn Angehörige zu Hause gepflegt werden, geschieht das in der Regel im Stillen. Oft wird dieser Leistung von der Außenwelt nur wenig Beachtung oder Anerkennung geschenkt. Der Österreichische Pflege- und Betreuungspreis "Luise" soll dem entgegenwirken. Der Preis, den die Volkshilfe 2006 ins Leben rief, wurde am Montag in Wien in vier Kategorien vergeben. Er wird vom Sozialministerium unterstützt.

In der Kategorie "Pflegende Angehörige" erhielten Menschen, die zum Teil schon viele Jahre jemanden umsorgen, eine Auszeichnung. So pflegt Christine Zoidl ihren Mann, der aufgrund eines Schlaganfalls einseitig vollständig gelähmt ist, bereits seit fast 30 Jahren. Sophie und Klaus Gölles sind rund um die Uhr für ihre Zwillingskinder da. Diese wurden 15 Wochen zu früh geboren und sind blind, inkontinent, können nicht sprechen, haben Epilepsie und Darmprobleme. Heidi Handler pflegt ihren Sohn Gernot, der bei einem Autounfall im Jahr 1995 ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt und sich seither im Wachkoma befindet. Zusätzlich sorgt Handler seit August 2008 für ihre an Alzheimer erkrankte Mutter. Auch um ihren 90-jährigen Vater hatte sie sich bereits einige Monate gekümmert.

Schüler besuchen Seniorenzentrum

Eva Ebner organisiert seit 2009 wöchentlich einen Besuchsdienst von Schülern im Volkshilfe-Seniorenzentrum Bad Aussee. Gemeinsam wird gegessen, spazieren gegangen und gespielt. Dafür erhielt Ebner eine Ehrung in der Kategorie "Ehrenamtliche HelferInnen". Eine weitere Auszeichnung bekam Maria Fodor für die Ehrenamtsinitiative SmS "Solidarität mit SeniorInnen", in deren Rahmen sie Bewohner eines Wiener Pensionistenwohnhauses zum Plaudern besucht und diese bei Besorgungen und Erledigungen unterstützt. Für die Aktion "Kinderherz Österreich", in deren Rahmen herzkranken Kindern Wünsche erfüllt werden, bekamen Brigitte und Bernhard Kolarik einen Preis. Als "Pflegender Jugendlicher" wurde Adin Mulic ausgezeichnet, der jede Woche bei Bewohnern eines Klagenfurter Pflegeheims für Gespräche und Spaziergänge vorbeischaut.

Unterstützung für Menschen mit Behinderung

Auch an "Unternehmen, die Verantwortung im Pflegebereich übernehmen" ergingen Preise: Das Landeskrankenhaus Innsbruck erhielt einen solchen dafür, dass es nicht nur Pflegekarenz anbietet, sondern mit dem Projekt "Aufwind" zudem versucht, Menschen mit Behinderung zu unterstützen, und zu diesem Zweck auch eine Behindertenvertrauensperson hat. Die Energie AG Oberösterreich hat wiederum eine Informationsplattform für Personen, die im Umfeld mit einem Pflegefall konfrontiert wird, ins Leben gerufen.

Camping im Altersheim

Erst vor wenigen Tagen wurde auch der Teleois 2015, der Preis für Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit in der österreichischen Altenpflege, verliehen, der seinen Fokus auf Projekte und Neuerungen im Bereich der stationären Altenarbeit legt. Diesen Preis vergibt die Lebenswelt Heim als Bundesverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs.

Besonders gut kam das Projekt "Camping im Altersheim" an, das es den Menschen trotz hoher Pflegestufen ermöglicht, einmal im Jahr aus dem Heimalltag auszusteigen und Zeit in einem von vier auf einem Campingplatz in Peschiera am Gardasee angemieteten Bungalows zu verbringen. Dafür wurde in der Kategorie "BewohnerInnen" die Haus St. Josef am Inn GmbH in Innsbruck geehrt. Diese GmbH hat auch schon mit den Projekten "Almurlaub" und "Zimmertausch" auf sich aufmerksam gemacht.

Die Caritas Socialis erhielt in der Kategorie "MitarbeiterInnen" den ersten Preis für das Minibuch mit animierter Hörbuch-App "Anna und die beste Oma der Welt – Demenz kindgerecht erklärt".

Vorzeigeprojekt für Palliative Care

Der Entwicklung, dass sich das Sterben aus den Krankenhäusern in die Heime verlagert, trägt das Projekt "Ärztliche Koordination im Pflegeheim" vom Sozialzentrum Rankweil GmbH – Haus Klosterreben Rechnung. Es erhielt in der Kategorie "Führung" den ersten Preis. Das Projekt zeige, dass durch bessere Kommunikation und vorausschauende Planung die Qualität von Palliative Care deutlich verbessert werde.

In Vorarlberg sei das Pflegeheim als Sterbeort von 2004 bis 2013 von vier Prozent auf 21 Prozent angestiegen, hieß es im Pressetext. Die Zuständigen in der Politik hätten in Vorarlberg eine Empfehlung ausgesprochen, das Projekt auf das ganze Land Vorarlberg umzulegen. (spri, 23.11.2015)