Der mörderische Terror des "Islamischen Staates" treibt auch China in die Richtung einer aktiven Teilnahme an der großen Koalition zur Bekämpfung des IS. Nach der Tötung des Chinesen Fan Jinghui und des Norwegers Ole Johan Grimsgaard-Ofstad äußerten sich Staatspräsident Xi Jinping und Premier Li Keqiang tief schockiert. "Terrorismus ist der gemeinsame Feind der Menschheit", zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua die beiden. Solche gewalttätigen Verbrechen seien nicht mehr hinnehmbar. Xinhua forderte, dass "die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden müssen".

Premier Li versicherte zugleich, dass seine Regierung den Schutz für sich im Ausland aufhaltende Landsleute und Organisationen verstärken wird. Im Zuge der Globalisierung werden auch Chinesen immer öfter Opfer von Entführungen. Gemäß der renommierten Londoner NYA-Consulting zur internationalen Krisenvorsorge kam es 2013 zu 18 Geiselnahmen von Chinesen in Krisenregionen. 2014 wurden 47 Fälle gemeldet.

Über konkrete Maßnahmen äußerte sich Chinas Führung aber bisher noch nicht. Sie hatte von Anfang an die Terrormorde in Paris ebenso scharf wie andere Nationen verurteilt, blieb aber bei der Frage nach Gegenaktionen bisher zurückhaltend.

Peking forderte, dass es keine "doppelten Standards" bei der Bekämpfung von Terrorismus geben dürfe – eindeutig eine Bezugnahme auf die Anschläge von Uiguren in Chinas aufständischen Nordwestregionen, besonders in Xinjiang: Diese müssten auch ohne Wenn und Aber dem internationalen Terrorismus zugerechnet und ebenso einhellig verurteilt werden.

Peking verlangt auch, globale Mobilmachungen gegen den Terrorismus unter ein Mandat der Vereinten Nationen (Uno) zu stellen.

Ungeklärt bei der Geiselnahme der beiden ermordeten Reisenden ist noch, wie und wo der 50-jährige Pekinger, der früher als Mittelschullehrer und dann eine Zeitlang auch für eine Werbefirma arbeitete, von den IS-Banden entführt und verschleppt wurde.

Seit 9. September wurden für ihn und den 48-jährigen Norweger, der offenbar in Syrien in die Hände des IS fiel, Lösegeld in unbekannter Höhe verlangt.

Nach Angaben der South China Morning Post erschienen erste Nachrichten über die Geiseln in der englischsprachigen Version der IS-Website Dabiq. Sieben Wochen später veröffentlichte das IS-Magazin am Mittwoch Fotos der beiden Ermordeten. Zynisch hieß es dazu: "Sie wurden von ihren ungläubigen Ländern und Organisationen aufgegeben." Mit anderen Worten: Es wurde kein Lösegeld gezahlt.

Das einschlägige Propagandamagazin soll nach dem Namen einer syrischen Stadt benannt sein. Der IS hat bereits Dutzende spektakulärer Geiselnahmen zur Geldbeschaffung durchgeführt und viele Geiseln ermordet, darunter US-Amerikaner und Europäer. Anfang des Jahres traf es erstmals auch Japaner.

Auch norwegische Geisel tot

Offenbar sind beide Geiseln erschossen worden. Sowohl Oslo als auch Peking gehen offiziell von ihrem Tod aus. Norwegens Außenminister Borge Brende bestätigte, Grimsgaard-Ofstad sei "schwer misshandelt" worden. Dies gehe aus Fotos und Videos während seiner Geiselhaft hervor. Der IS hatte sie Oslo mit Forderungen nach Lösegeld zukommen lassen. Norwegen zahlt grundsätzlich kein Lösegeld bei Geiselnahmen. (Johnny Erling aus Peking, 20.11.2015)