Klagenfurt – Angestiftet von seinem mozartversessenen Vater, war der junge Richard Strauss noch ein heftiger Kritiker des "Gebrumms" ohne "eine Spur von zusammengehörigen Melodien", das er aus der Musik Wagners herauszuhören glaubte. Das hat sich später so gründlich geändert, dass heute beide als eine das Konzert- und Opernleben mitbeherrschende Dynastie angesehen werden können, sozusagen Richard der Erste und Richard der Zweite.

Dem hat das Kärntner Sinfonieorchester unter seinem Noch-Dirigenten Alexander Soddy mit einem klangprächtigen Auftritt Rechnung getragen. Es gab Vorspiel und Liebestod aus dem Tristan, das Siegfried-Idyll und Strauss' Heldenleben. Soddy hetzt nie, er atmet mit dem Orchester und gibt ihm mit eleganter Geste die Gefühlswerte vor. Das führt bei Wagners langsamer Entwicklung der Höhepunkte zu prächtigen Effekten.

Bei den schnellen Feuerwerken von Strauss, bei denen Bruchteile von Sekunden und immer nochmalige Steigerungen des Volumens entscheiden, ertrinkt der letzte Funke zwar gelegentlich im sich bereits wieder schließenden Klangkrater.

Im Klagenfurter Konzerthaus dennoch eine Feierstunde der Hoch- und Spätromantik. Am lautesten gefeiert wurde neben dem im Sommer 2016 nach Mannheim wechselnden Dirigenten ein Gast: Anton Barachovsky, der Konzertmeister beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bestätigte in der angenehm unkitschigen Interpretation etwa der Solostellen im Heldenleben seinen Weltruf. (elce, 19.11.2015)