Gland – Das Überleben der Eisbären wird nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) immer stärker durch die Klimaerwärmung gefährdet. Um fast ein Drittel drohe der Bestand von derzeit noch schätzungsweise 26.000 Exemplaren dieser Raubtiere in den kommenden vier Jahrzehnten zu schrumpfen.

Die Eisschmelze in der Arktis durch die Erderwärmung, aber auch die Folgen von Öl- und Gasbohrungen würden dem Eisbären (Ursus maritimus) schwer zu schaffen machen, erklärte die IUCN, die eine Aktualisierung der Roten Liste gefährdeter Arten präsentierte. Darin wird erstmals auch auf die fortschreitende Zerstörung der Lebensräume zahlreicher Pilzarten sowie auf den Rückgang der Bestände an Knochenfischen im Atlantik und in der Karibik aufmerksam gemacht. Von insgesamt 79.837 durch Wissenschafter der IUCN überprüften Spezies gelten 23.250 als vom Aussterben bedroht – fast 30 Prozent.

Die erneute Bewertung der Überlebenschancen des Eisbären unternahmen die Forscher vor allem mit Blick auf den Weltklimagipfel, der vom 30. November bis 11. Dezember in Paris stattfindet. Sie glichen Daten zu allen Populationen in der Arktis mit Statistiken zur Eisschmelze in den vergangenen Jahrzehnten ab und speisten sie in Computersimulationen ein. "Das Ergebnis zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die globalen Eisbärenbestände in den kommenden 35 bis 40 Jahren um mehr als 30 Prozent schrumpfen werden", hieß es.

Rapide Eisschmelze...

Die IUCN verweist auf jüngste Studien, die zeigten, dass die Eisschmelze in der Arktis noch rascher verlaufe als bisher von den meisten Klimamodellen vorhergesagt. So sei die Eismasse von 1979 bis 2011 um jeweils 14 Prozent pro Dekade zurückgegangen. Damit seien die natürlichen Jagdreviere der Eisbären entsprechend stark geschrumpft. Durch die Verlängerung der eisfreien Zeiten in Teilen der Arktis auf mehr als fünf Monate müssten die Bären länger als früher Hunger leiden, was direkte Folgen für ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung habe.

Unter dem Klimawandel würden allerdings weit mehr Arten leiden, sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. "Die Regierungen, die beim Klimagipfel in Paris vertreten sind, müssen alles tun, um ein Abkommen zu erreichen, das stark genug ist, mit dieser Herausforderung fertig zu werden."

...und häufige Dürren

Die aktualisierte Rote Liste zählt nun auch weitere Pilzarten auf, die durch negative Veränderungen ihrer Lebensräume bedroht sind. Darunter ist eine farbenprächtige Zärtlingsart (Leptonia carnea), die in den Lebensräumen der Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) in Kalifornien anzutreffen ist. Vor allem die Häufung von Dürreperioden sei für die Bedrohung verantwortlich.

Umweltverschmutzung und Überfischung bedrohen der aktualisierten Roten Liste zufolge auch das Überleben einiger der rund 1.400 Arten von Knochenfischen im Ost- und Zentralatlantik. Betroffen seien dort drei Prozent dieser Fischarten. So sei der Rundnasen-Grenadier (Coryphaenoides rupestris) direkt vom Aussterben bedroht. In der Karibik seien fünf Prozent der untersuchten 1340 Knochenfischarten gefährdet, dabei besonders stark der Ziegelbarsch (Lopholatilus chamaeleonticeps). (APA, 19.11.2015)