Gute Stimmung, undurchsichtige Finanzierung: die Ski-WM 2013 in Schladming.

Graz – Nun, da er öffentlich vorliegt, lässt sich erahnen, warum die steirische Landesregierung diesen Rechnungshofbericht so lange unter der Tuchent gehalten hat. Der Rechnungshof dokumentiert in seinem am Donnerstag dem Nationalrat übermittelten Prüfbericht zur Schladminger Ski-WM 2013 auf knapp 50 Seiten, in welchem Ausmaß und mit welcher Sorglosigkeit die seinerzeitigen steirischen "Reformpolitiker" Franz Voves (SPÖ) und Hermann Schützenhöfer (ÖVP) Landesgelder in ihr Prestigeprojekt, die Ski-WM 2013, gesteckt haben.

Schon damals, 2013, ist Kritik über die Landespolitik laut geworden, die trotz rigorosen Sparkurses und tiefer Einschnitte im Sozialbereich das Großevent derart generös außerbudgetär subventioniert hatte. In Summe flossen laut RH 415,78 Millionen Euro nach Schladming, 250 Millionen direkt aus der öffentlichen Hand, der Großteil, 150 Millionen, kam vom Land. Wobei bis heute keine Gesamtabrechnung der Ski-WM vorliegt, wie dem Standard am Donnerstag vom steirischen Finanzressort bestätigt wurde.

"Regionaler Größenwahn"

Das damalige Landeshauptmannduo Franz Voves und Hermann Schützenhöfer wiesen Kritik an den WM-Investitionen stets empört zurück, sie sprachen von der "besten Weltmeisterschaft", Industriellenboss Jochen Pildner-Steinburg hingegen von "regionalem Größenwahn". Nicht mit dieser Wortwahl, aber mit Fakten bestätigt nun der Rechnungshof die Kritiker.

Die Finanzierung dieses Großprojektes geschah gleichsam im Freestyle. "Keiner der Beteiligten an der Vorbereitung und Durchführung der Ski-WM 2013" habe einen Gesamtüberblick gehabt. "Insbesondere hatte das Land Steiermark als der bedeutendste Finanzmittelgeber keine Übersicht über die entstandenen Kosten", schreibt der Rechnungshof.

"Keine Koordination"

Es fehlten eine Gesamtkoordination und eine Kontrolle der Kosten, für Sitzungen des ÖSV-Bauausschusses etwa existieren keinerlei Protokolle. "Somit fehlte eine geeignete, nachvollziehbare Dokumentation dieser Entscheidungen", sagt der Rechnungshof.

Das Geld wurde offensichtlich freihändig verteilt. Das Land garantierte "maximale Förderungsbeträge" für die diversen Projekte wie das Mediencenter, Athletic Area, Zielstadion oder die Trainingspisten Reiteralm, ohne vorher zu überprüfen, ob die Kostenschätzungen der Fördernehmer, also jener, die das Geld bekamen, sachlich und rechnerisch richtig und auch zweckmäßig waren. Jeder bekam eben so viel, wie er wollte.

Ein exemplarisches Beispiel: das Skygate, oder der "Präsidentenzipfel", das Wahrzeichen, das auf Wunsch des ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel errichtet worden war. Das Land förderte jedenfalls das Skygate, obwohl es für die Ski-WM "nicht relevant" war. Aber auch andere Investitionen, wie das Mediencenter um 18 Millionen Euro, seien für die WM "nicht schlüssig" gewesen. (Walter Müller, 19.11.2015)