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David Alaba spiele eine herausragende Rolle. Er bereitete das erste Tor der Schweizer vor und glich selbst aus.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

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Marko Arnautovic (li) und Xherdan Shaqiri schenkten sich nichts.

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Wien – Spürhunde, Metalldetektoren, Handsonden, Hundertschaften von Polizisten und Sicherheitskräften, jedes Handy, jeder Computer wurde überprüft. Das Happel-Stadion glich am Dienstagabend einer Festung, einem Flughafen. Die Fans ließen sich geduldig durchsuchen. Es war Fußball am Dienstagabend. In Tagen wie diesen fällt das nicht leicht, eine Absage des Spiels zwischen Österreich und der Schweiz stand aber nie zur Diskussion, in beiden Ländern wird die Terrorgefahr als gering eingestuft. Wie sagte Stürmer Marc Janko: "Es ist wichtig, dass man probiert, zur Normalität zurückzukehren, dass man sich dem Terrorismus nicht beugt und sich nicht in Angst zu Hause zurückzieht. Fußball soll die Menschen ablenken."

Schweigeminute, Trauerflor, Marseillaise

Vor Anpfiff wurde eine Schweigeminute für die Opfer von Paris abgehalten ("Pray for Paris"), die Teams trugen Trauerflor, auf das Einspielen des Radetzkymarsches wurde verzichtet. Stattdessen erklang die Marseillaise, ein berührender Moment. "I am from Austria" musste sein, es geht in Tagen wie diesen um Normalität, um Banalität, um ein Spielchen vor 27.600 Zuschauern, Bundespräsident Heinz Fischer inklusive.

Österreichs Teamchef Marcel Koller hat wie angekündigt die Schweizer Hymne nicht mitgesungen, als Aktiver tat er es 55-mal. Janko musste übrigens aufgrund von Nackenschmerzen passen, Rubin Okotie rutschte in die Startelf. Ramazan Özcan, Marcel Sabitzer und Jakob Jantscher ersetzten Robert Almer, Zlatko Junuzovic und Martin Harnik, das war seit Wochen klar. Koller war also gezwungen, zu improvisieren. Sebastian Prödl verletzte sich bereits in der ersten Minute die linke Wade, Martin Hinteregger kam, das war nicht geplant.

9. Minute: Haarsträubender Fehler von David Alaba, seine total missglückte Kopfballrückgabe nützt Haris Seferovic schamlos aus, er überhebt Özcan elegant zum 0:1. Koller jubelte nicht. 13. Minute: Sabitzer schickt Alaba, der kurvt um Stephan Lichtsteiner und erzielt per Flachschuss das 1:1. Alaba hadert nicht, der Mann korrigiert Fehler, der Mann ist Weltklasse. Koller jubelte. Es entwickelte sich ein Match auf Augenhöhe, ist die Nummer elf der Weltrangliste Gast der Nummer zehn, hält sich die diesbezügliche Verblüffung in Grenzen.

Unglückliche Druckphase

Österreich bemühte sich ein bisserl mehr um die Spielgestaltung, hatte aber Probleme in der Rückwärtsbewegung. 24. Minute: Konter der Schweizer, Özcan rettet vor Xherdan Shaqiri. 35. Minute: Abseitstor von Okotie, in Wahrheit stand er beim Kopfball nicht im Abseits, Schiedsrichterfehler gehören dazu. 38. Minute: Admir Mehmedi flankt, Seferovic, er dient Eintracht Frankfurt, spitzelt das 1:2. Koller wurde blass. Und brachte nach der Pause den defensiveren Stefan Ilsanker für Sabitzer. 55. Minute: Yann Sommer pariert Alabas Freistoß spektakulär. 58. Minute: Mattersburgs Karim Onisiwo darf debütieren. Marko Arnautovic hatte einige gute Szenen, Sommer rettete vor Ilsanker (73.). 81. Minute: Rapids Florian Kainz darf debütieren. Der Ausgleich sollte trotz einer Druckphase nicht mehr gelingen.

"Es hat in der ersten Halbzeit zuviele Fehler gegeben, also hat die Schweiz Tore gemacht", sagte Koller: "Aber lieber hier und jetzt verlieren, als im nächsten Jahr."

Und so setzte es 2015 doch noch eine Niederlage. Im Vorjahr war es Brasilien, diesmal die Schweiz. Der Rest waren sechs Siege und ein Remis. All das ist in diesen Tagen wirklich nur Fußball. (Christian Hackl, 18.11.2015)

Länderspiel, Dienstag

Österreich – Schweiz 1:2 (1:2)
Ernst-Happel-Stadion, 27.600 Zuschauer, SR Gräfe (GER)

Tore:
0:1 ( 9.) Seferovic
1:1 (13.) Alaba
1:2 (38.) Seferovic

Österreich: Özcan – Klein, Prödl (3. Hinteregger), Dragovic, Fuchs – Alaba, Baumgartlinger (82. Kainz) – Jantscher (58. Onisiwo), Sabitzer (46. Ilsanker), Arnautovic – Okotie (66. Hinterseer)

Schweiz: Sommer – Lichtsteiner (18. Lang), Djourou, Klose, Moubandje – Shaqiri (88. Widmer), Behrami, Inler (60. Zuffi), Mehmedi (60. Stocker) – Seferovic (77. Derdiyok), Drmic (71. Lustenberger)

Gelbe Karten: Dragovic bzw. keine

Töpfe für die EM-Gruppenauslosung (samt zugehörigem Nationalteamkoeffizienten im Länderranking):

Topf 1: Frankreich (Veranstalter/46,416 Pkt.), Spanien (Titelverteidiger/37,962), Deutschland (40,236), England (35,963), Portugal (35,138), Belgien (34,442)

Topf 2: Italien (34,345), Russland (31,345), Schweiz (31,254), ÖSTERREICH (30,932), Kroatien (30,642), Ukraine (30,313)

Topf 3: Tschechien (29,403), Schweden (29,028), Polen (28,306), Rumänien (28,038), Slowakei (27,171), Ungarn (27,142)

Topf 4: Türkei (27,033), Irland (26,902), Island (25,388), Wales (24,531), Albanien (23,216), Nordirland (22,610)

Anmerkung: Der Nationalteamkoeffizient der Uefa errechnet sich zu 20 Prozent aus den Ergebnissen der EM 2012 (Qualifikation und Endrunde) sowie zu je 40 Prozent aus den Ergebnissen der WM 2014 (Qualifikation und Endrunde) und der jüngsten EM-Qualifikation.