Die Charaktere mögen andere sein, deren Charakter jedoch ist gleich: So wie in Deutschland die Kanzlerin wegen ihrer Willkommenskultur für syrische Kriegsflüchtlinge von der bayerischen CSU geprügelt wird, so fordern nun auch in den USA dutzende Gouverneure, Senatoren und Kongressabgeordnete einen Aufnahmestopp für Schutzsuchende. Sie gehen in Fundamentalopposition zur ohnehin schon bescheidenen Festlegung Washingtons, im kommenden Jahr 10.000 Syrer aufnehmen zu wollen. Das ist beschämend. Auf zynische Weise wird ausgeblendet, dass die USA nicht gänzlich unschuldig sind an der katastrophalen Lage im größeren regionalen Umfeld.

Auch der neue kanadische Premierminister Justin Trudeau bekommt, nur wenige Tage nach seiner Amtseinführung, schon einen eisigen Gegenwind zu spüren: Sein Plan, bis Jahresende 25.000 Flüchtlinge aufzunehmen, stößt auf den Widerstand mehrerer Provinzgouverneure.

Sie alle berufen sich auf "Sicherheitsbedenken" – ein Argument, das den ohnehin schon viel zu selten gewordenen humanen Impetus von Merkel, Trudeau & Co ganz rasch wieder zu erstickten droht. Gibt man solchen Forderungen nach, dann haben die Masterminds des Terrors von Paris schon gewonnen. Denn es gehört zu ihrer Strategie, den Hass auf Schutzsuchende zu schüren – und so den Westen weiter zu spalten. Auf der Strecke bleiben dabei wieder einmal die Schwächsten: die Flüchtlinge selbst. (Gianluca Wallisch, 17.11.2015)