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Russische Ermittler an der Absturzstelle, 1. November 2015.

Foto: EPA / KHALED ELFIQI

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Ein ägyptischer Soldat bewacht Wrackteile auf der Sinai-Halbinsel.

Foto: Reuters / Mohamed Abd el Ghany

Kairo/Moskau – "Finden und bestrafen" lautete die Forderung von Russlands Präsident Wladimir Putin, als ihm Geheimdienstchef Alexander Bortnikow mitteilte, der Absturz des russischen Ferienfliegers über dem Sinai Ende Oktober gehe auf das Konto von Terroristen. Laut Bortnikow befand sich an Bord der Maschine eine selbstgebaute Bombe "ausländischer Produktion" mit der Sprengkraft von etwa einem Kilogramm TNT. "Dadurch kam es zum Zerbrechen des Flugzeugs in der Luft, was auch die Streuung der Rumpfteile auf einer so großen Fläche erklärt."

Bei dem Absturz Ende Oktober waren alle 224 Insassen ums Leben gekommen. Es handelte sich um die größte Flugkatastrophe in der russischen Geschichte. "Russland wird nicht das erste Mal mit barbarischen terroristischen Verbrechen konfrontiert, häufig ohne jeden ersichtlichen Grund, sei es außen- oder innenpolitisch", sagte Putin offenbar mit Blick auf den Sprengstoffanschlag von Ende 2013 auf den Bahnhof der Stadt Wolgograd.

Russland will Kampfeinsätze verstärken

Niemand und nichts werde vergessen, versprach der Kremlchef und kündigte Vergeltung an. "Die Kampfeinsätze unserer Luftwaffe müssen nicht nur fortgesetzt werden. Sie müssen so verstärkt werden, dass die Verbrecher begreifen, dass die Strafe unausweichlich ist", sagte er.

Lange hatte sich die russische Führung gegen die Anschlagsversion gestellt. Als westliche Geheimdienste bereits von einem Attentat sprachen, wies Kremlsprecher Dmitri Peskow die Angaben noch als "Spekulation" zurück.

Hinter dem Blocken dürften innenpolitische Motive stecken. Der Kreml wollte nicht, dass die Bevölkerung den Anschlag als Reaktion der Jihadisten auf Russlands Luftangriffe in Syrien verstand und möglicherweise den Einsatz infrage stellte.

Putin will Koordination

Nach den Anschlägen in Paris bietet die Attentatsversion Moskau nun allerdings die Möglichkeit, außenpolitisch den gemeinsamen Kampf zu betonen. Putin forderte, die russischen Luftangriffe mit den französischen zu koordinieren.

Um die Täter zu fassen, hat der russische Geheimdienst FSB ein hohes Belohnungsgeld ausgesetzt. "Für Informationen, die zur Verhaftung der Verbrecher führen, wird eine Belohnung in Höhe von 50 Millionen Dollar ausgezahlt", teilte die Sicherheitsbehörde mit. Auf der Suche nach den Hintermännern werde Russland, wenn nötig auch ohne die Zustimmung fremder Regierungen, Spezialeinsätze im Ausland durchführen, deutete Peskow an. Das Recht auf Selbstverteidigung sei von der UN-Charta gestützt, sagte er.

Hoffnungen auf einen schnellen Fahndungserfolg haben sich unterdessen erst einmal zerschlagen: Das ägyptische Innenministerium hat Berichte dementiert, wonach bereits Verdächtige am Flughafen Sharm El-Sheikh festgenommen worden seien. Die Behörden in Kairo forderten die Medien auf, nur offiziell bestätigte Meldungen zu veröffentlichen.

Ägypten leidet wirtschaftlich schwer unter den Folgen des Attentats. Mehrere europäische Länder haben den Flugverkehr nach Ägypten wegen der Terrorgefahr eingestellt. Russland hat insgesamt 83.000 Touristen aus Ägypten ausgeflogen. (André Ballin, 17.11.2015)