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Foto: REUTERS/Tony Gentile

Den Namen Gottes zu verwenden, um zu töten, ist Gotteslästerung", betonte Papst Franziskus am Sonntag beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Angesichts der "Barbarei", die Paris erlebt habe, könne er diesen "unsäglichen Angriff gegen die Würde der Menschen" nur verurteilen und erneut bekräftigen, dass Gewalt und Hass niemals die Probleme der Menschheit lösen würden. Der Papst hatte den Terror von Paris schon am Samstag als "unmenschlich" gegeißelt und erklärt, bei den Anschlägen handle es sich um "einen Teil eines Dritten Weltkriegs".

Rom und der Vatikan gelten als besonders gefährdet: Der islamische Staat führt seit Monaten einen Psycho-Krieg gegen die "Zentrale des Kreuzfahrertums". So war schon im Jänner im Internet ein Video veröffentlicht worden, in welchem die Terroristen ankündigten, sie würden "Rom erobern, die Kreuze zerstören und eure Frauen versklaven, zum Wohlgefallen von Allah". Auf einer anderen Internet-Seite war der Petersdom zu sehen, über dem die schwarze Flagge des "Islamischen Staats" (IS) flatterte.

30 Millionen Pilger

Große Sorgen bereitet den Behörden vor allem das von Franziskus ausgerufene "Heilige Jahr der Barmherzigkeit", das am 8. Dezember offiziell eröffnet wird. Zum Jubiläumsjahr werden über 30 Millionen Pilger in der Ewigen Stadt erwartet – und die Befürchtung ist groß, dass die Terroristen den Menschenandrang für einen spektakulären Anschlag gegen die Hauptstadt des Christentums nützen könnten. Verschiedene Politiker haben bereits die Frage aufgeworfen, ob die Durchführung des "Heiligen Jahres" opportun sei. Und auf Twitter haben sich unter dem Hashtag #stopgiubileo hunderte Personen gegen die Durchführung ausgesprochen.

Von einer Absage will man im Vatikan freilich nichts wissen. "Das Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit brauchen wir nun erst recht", betonte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi. Es müsse "wachsam, aber gelassen" gefeiert werden. Wenn man sich nun verängstigen lasse, dann hätten die Terroristen ihr wichtigstes Ziel erreicht. "Das ist ein Grund mehr, mit Mut und Entschlossenheit der Versuchung der Angst zu widerstehen", so Lombardi. Auch der Papst betonte: "Alles vergeht: die Kriege, die Kalamitäten, die Desaster. Nur Jesus Christus bleibt. Auf ihn müssen wir vertrauen."

Laut Innenminister Angelino Alfano sind nach den Anschlägen von Paris bereits 700 Soldaten als Verstärkung nach Rom geschickt worden; sie wären ab dem Beginn des Heiligen Jahres ohnehin vorgesehen gewesen. Laut Alfano ist außerdem im ganzen Land die zweithöchste Sicherheitsstufe ausgerufen worden.

Kein "Risiko null"

Der Innenminister betonte, dass es zwar kein "Risiko null" geben könne, aber auch er warnte vor Panik: Die Prävention funktioniere; seit 1. Jänner seien 56.000 Personen mit radikalislamischem Hintergrund überprüft worden. Regierungschef Matteo Renzi betonte, Italien sei ein starkes Land, das den internen Terrorismus und die Blutbäder der Mafia beendet habe. "Wir werden auch diese Herausforderung meistern." (15.11.2015)