Wien – Im Herbst 1977 erschütterte schon einmal eine Serie von Anschlägen ein europäisches Land: Während der "Offensive 77" tötete die Rote Armee Fraktion in Deutschland mehrere Menschen, der Höhepunkt des Deutschen Herbstes waren die Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer und die Entführung des Flugzeugs Landshut. Die Taten zeigten aber auch eines: Grenzkontrollen und technische Überwachungsmaßnahmen waren nur bedingt erfolgreich.

Beispiel Schleyer: Er wurde am 5. September 1977 vom RAF-Kommando "Siegfried Hausner" in Köln entführt, nachdem Fahrer und Leibwächter erschossen worden waren. Die Geisel, mit der inhaftierte Terroristen freigepresst werden sollten, wurde zunächst in eine konspirative Wohnung in Köln gebracht.

Danach ging es allerdings trotz strenger Grenzkontrollen ungehindert durch Westeuropa. Zunächst in die Niederlande, wo Schleyer ab 16. September in Den Haag festgehalten wurde. In der Nacht vom 19. auf den 20. September übersiedelte man nach Belgien. Dort blieb man fast einen Monat, ehe Schleyer schließlich am 19. Oktober erschossen wurde. Selbst die Leiche wurde noch außer Landes gebracht und schließlich in Frankreich entdeckt.

Im Zusammenhang mit der RAF wurde in Deutschland auch die Rasterfahndung eingeführt. Dabei werden zunächst Merkmale festgelegt, die auf mögliche Täter zutreffen könnten, und anschließend mit verschiedenen Datenbanken abgeglichen. Nur ein einziger Erfolg ist dokumentiert: Im Jahr 1979 wurde mit Rolf Heißler ein RAF-Mitglied in Frankfurt am Main festgenommen. Er hatte im Jahr zuvor mit einer Komplizin in den Niederlanden bei einer Passkontrolle zwei Zöllner erschossen und zwei schwer verletzt. (Michael Möseneder, 15.11.2015)