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Polizisten beobachten linke Demonstranten.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

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Die Beamten versuchten, die Gruppen auseinanderzuhalten.

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Spielfeld – In der Nähe des steirisch-slowenischen Grenzübergangs Spielfeld fanden am Sonntag laut Bezirkshauptmann Manfred Walch vier Demonstrationen rund um die Flüchtlingsthematik statt. Am Vormittag traf sich die "Offensive gegen Rechts" am Bahnhof Spielfeld, um in Richtung B67 zu marschieren, es waren rund 350 Personen dabei.

Am Nachmittag begann eine Veranstaltung der "Identitären Bewegung" mit mehreren hundert Teilnehmern, die gemeinsam mit einer Gruppe rechter slowenischer Demonstranten marschierten.

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Die Polizei war unter anderem mit einem Hubschrauber im Einsatz und darum bemüht, die Gruppierungen voneinander fernzuhalten. Eine Demo unter dem Motto "Zäune und Rassismus lösen keine sozialen Probleme – gegen den Aufmarsch" wurde am frühen Nachmittag aufgelöst, weil die Teilnehmer den angemeldeten Weg verlassen hatten. Laut Augenzeugen durchbrachen sie Polizeiabsperrungen und bewegten sich in Richtung jenes Weinguts, wo sich die Demonstranten für die Kundgebung "Reform der Flüchtlingspolitik" treffen wollten. Es wurde ein Aufeinandertreffen befürchtet, lautete die Begründung der Polizei.

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Laut "Kleine Zeitung" kam es in der Folge am Bahnhof Spielfeld dennoch zu Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Demonstranten. Diese hätten sich mit Holzlatten angegriffen, Autos seien beschädigt worden. Auf den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook veröffentlichte Fotos von Teilnehmern zeigten, wie Polizisten ein Aufeinandertreffen der Gruppen zu verhindern versuchten.

Vertreter eines der Veranstalter, der Sozialistischen Linkspartei, schrieben in einer Aussendung, dass "Identitäre" und Sympathisanten "AntifaschistInnen brutal attackierten", es habe mehrere verletzte Personen gegeben. Die Polizei habe "den rechten Aufmarsch durchgesetzt" und "AntifaschistInnen in Spielfeld am Bahnhof eingekesselt."

Die Gegenseite, die "Identitäre Bewegung" wiederum, gab in einer Aussendung bekannt, dass "hunderte Patrioten friedlich für sichere Grenzen demonstrierten, wohingegen die extreme Linke wieder zur Gewalt griff." Trotz eines Blockadeversuches sei der Demonstrationszug durchgekommen und habe seine geplante Route nehmen können.

Rücker: "Enttäuscht und beschämt"

Über den Verlauf der Demonstration gegen Zäune zeigte sich die Grazer Stadträtin Lisa Rücker (Grüne) "enttäuscht und zutiefst beschämt", nachdem sie selbst dort war: "Ich und einige andere Menschen waren gekommen um ein friedliches Zeichen für Menschlichkeit und gegen Gewalt, Hass und Ausgrenzung zu setzen. Gerade nach den Anschlägen in Paris war es uns wichtig, Solidarität mit den flüchtenden Menschen zu zeigen. Jede Art von Gewalt lehnen wir entschieden ab. Wir distanzieren uns auf das Schärfste von all jenen Demonstrantinnen und Demonstranten, die sich nicht an die Spielregeln eines demokratischen Staates halten und heute eindeutig zu weit gegangen sind", hieß es in einer Aussendung.

"Immer eine Wellenbewegung"

An den Grenzübergängen selbst sind am Sonntag wieder mehr Einreisen aus Slowenien verzeichnet worden. Zu Mittag befanden sich rund 3.000 Personen in der Erstversorgungsstelle Spielfeld, in Bad Radkersburg befanden sich 450 Personen, teilte die Polizei mit.

"Das ist immer eine Wellenbewegung, derzeit steigt es wieder an", meinte Polizeisprecher Leo Josefus auf Anfrage zu den wieder vermehrt eintreffenden Flüchtlingen. Auf slowenische Seite sollen am Vormittag rund 3.800 Personen auf den Grenzübertritt gewartet haben. Der Weitertransport erfolgte mit Bundesheer- sowie zivilen Bussen, außerdem mit drei Sonderzügen der ÖBB.

Wieder mehr Ankünfte in Slowenien

Auch an der slowenisch-kroatischen Grenze werden am Sonntag wieder Tausende Flüchtlinge erwartet. Bis Vormittag trafen bereits zwei Züge mit rund 2.000 Flüchtlingen an Bord am Grenzbahnhof in Dobova ein, für 13.00 Uhr war laut Polizei ein weiterer Zug mit 1.000 Menschen aus Kroatien angekündigt. Außerdem sei die Ankunft von 15 Bussen auf zwei Grenzübergängen im Nordosten des Landes angekündigt worden, hieß es.

Am Samstag gab es rund 7.900 Neuankünfte. Damit stieg die Gesamtzahl der Flüchtlinge, die seit Mitte Oktober in Slowenien ankamen, auf mehr als 211.600. Insgesamt 8.850 Flüchtlinge haben am Samstag das Land in Richtung Österreich wieder verlassen.

Sonntagfrüh bis 6.00 Uhr warteten mehr als 7.000 Menschen in den slowenischen Aufnahmezentren und Unterkünften darauf, ihren Weg nach Österreich fortzusetzen. Nach Angaben der Polizei sind in der Früh rund 540 Flüchtlinge mit einem Zug direkt aus Dobova an der slowenisch-kroatischen Grenze nach Kärnten gebracht worden.

Todesfälle zwischen Türkei und Griechenland

Am Ausgang der Balkanroute zwischen türkischem Festland und griechischen Ägäisinseln kam es am Wochenende erneut zu tödlichen Zwischenfällen. Für mindestens zwei Kinder endete die Flucht tödlich. Ein fünfjähriges Mädchen wurde an der griechisch-türkischen Grenze von einem Zug erfasst und tödlich verletzt. Ein dreijähriges Flüchtlingskind ertrank, als ein Boot mit rund 15 Menschen vor der Ägäisinsel Chios auf Grund lief und alle Passagiere ins Wasser fielen. Eine Gruppe von 170 Migranten, darunter 50 Kinder, wurde von Schleppern einfach auf einer unbewohnten Insel – Gioura in der nördlichen Ägäis – ausgesetzt.

Beim Absturz eines ukrainischen Hubschraubers im Osten der Slowakei kamen acht Menschen um, darunter vermutlich sieben Flüchtlinge aus Afghanistan. Die Polizei vermute eine Einreise illegaler Migranten, erklärte ein slowakischer Ministeriumssprecher. Nach Medienberichten starben der ukrainische Pilot und sieben Afghanen.

Allein am Samstag sollen nach Schätzungen der griechischen Behörden mehr als 5.000 Migranten die Inseln der Ostägäis erreicht haben. Gut 1.700 von ihnen wurden an Bord einer Fähre in die griechische Hafenstadt Piräus gebracht, am Sonntagnachmittag wurden zwei weitere Fähren mit fast 3.000 Menschen erwartet. (APA, 15.11.2015)