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Oben: Abdelhamid A., der mutmaßliche Drahtzieher in Syrien, Salah A. wird gesucht

Unten: Samy A. und Bilal H., zwei der Attentäter von Paris.

Foto: AFP/Handouts

Nach den Anschlägen in Paris am Freitagabend mit mindestens 129 Toten sind noch lange nicht alle Fragen geklärt. Mehrere der sieben am Freitag getöteten Attentäter wurden bereits identifiziert.

Was wir über die Attentäter bisher wissen

Laut dem für Terrorismus zuständigen französischen Staatsanwalt François Molins habe es drei Teams gegeben, die koordiniert vorgegangen seien. Die insgesamt sieben Terroristen benutzten demnach Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow. Außerdem hätten sie die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten getragen, sagte Molins.

Einer der im Musiksaal Bataclan getöteten Attentäter ist der Franzose Ismael Omar M. Dem Staatsanwalt zufolge ist er als 29-jähriger Franzose identifiziert worden, der den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt war. Er sei mehrfach vorbestraft, allerdings niemals wegen Verbindungen in jihadistische Netzwerke, sagte Molins. Französischen Medienberichten zufolge wurden in der Nacht auf Sonntag der Bruder und der Vater des identifizierten Franzosen verhaftet.

Einer der Selbstmordattentäter aus dem Musiksaal Bataclan wurde als Samy A. identifiziert. Er wurde 1987 in Frankreich geboren. Gegen ihn wurde 2012 wegen einer versuchten Reise in den Jemen ein Ermittlungsverfahren wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung eingeleitet. Er stand unter richterlicher Überwachung, doch entzog er sich im Herbst 2013 der Überwachung, woraufhin ein internationaler Haftbefehl gegen ihn ausgestellt wurde. 2013 war er laut seiner Familie nach Syrien gegangen.

Drahtzieher

Der Drahtzieher der Anschläge könnte der polizeibekannte belgische Jihadist Abdelhamid A. sein. Mindestens einer, wenn nicht zwei der Selbstmordattentäter sollen Freunde von A. gewesen sein. A. gilt bereits seit längerem als der meistgesuchte Islamist Belgiens. Er soll sich zuletzt in Syrien aufgehalten haben. Früher lebte er in dem als Islamistenhochburg bekannten Brüsseler Stadtteil Molenbeek.

Dort wohnte auch der Selbstmordattentäter Brahim A. Der Franzose Brahim A. hatte sich am Freitagabend am Boulevard Voltaire in Paris in die Luft gesprengt. Nach seinem Bruder Salah A. wurde international mit Fahndungsfotos gesucht, Montagmittag wurde gemeldet, er sei in Brüssel verhaftet worden, was umgehend dementiert wurde.

Bilal H. soll sich vor dem Stade de France in die Luft gesprengt haben. Der Franzose wurde 1995 geboren und soll in Syrien gekämpft haben.

Bei einem der Selbstmordattentäter vom Stade de France wurde ein auf den Namen Ahmed A. ausgestellter syrischer Pass gefunden. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, wurde der Inhaber des Passes als Flüchtling in Griechenland registriert, wie die griechischen Behörden bestätigten. Am Montag wurde berichtet, dass in Serbien ein bis auf das Foto identischer Pass aufgetaucht ist. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Fälschungen handelt.

Festnahme vor über einer Woche in Bayern

Am 5. November wurde in Bayern ein Mann im Besitz eines Schnellfeuergewehrs und Sprengstoffs festgenommen, der in Verbindung mit den Attentaten stehen könnte. "Der Fall in Rosenheim wird gerade aufgeklärt", sagte der deutsche Innenminister Thomas de Maizière. "Es gibt einen Bezug nach Frankreich, aber es steht nicht fest, ob es einen Bezug zu diesem Anschlag in Paris gibt."

Im Auto des Festgenommenen seien Waffen gefunden worden. "Auf der Navigationsadresse war eine Adresse in Paris vermerkt", sagte der deutsche Innenminister. Um aber einen Deutschland-Bezug zu den Pariser Anschlägen herzustellen, sei es noch zu früh. Das bayerische Landeskriminalamts teilte mit, der Verdächtige sei 51 Jahre alt und stamme aus Montenegro. In seinem Auto seien acht Maschinenpistolen, ein Revolver und zwei weitere Pistolen gefunden worden.

Ablauf

Die Ermittler versuchten anhand der Aussagen von Augenzeugen und Videoaufnahmen eine Chronologie der Anschläge zu rekonstruieren. Am Freitag gegen 21.20 Uhr sprengten sich am Stade de France im Norden von Paris drei Attentäter in die Luft. Fast zeitgleich eröffneten Attentäter in mehreren Straßen im Osten von Paris das Feuer auf Cafés, Bars und Restaurants.

Anschließend griffen vier Attentäter im selben Viertel den Konzertsaal Bataclan an, wo sie mindestens 89 Menschen töteten, bevor sie sich selbst in die Luft sprengten beziehungsweise erschossen wurden. Handelt es sich um dieselben Männer, die zuvor auf die Cafés feuerten? Wahrscheinlich ja, glaubt die Polizei, will aber nicht ausschließen, dass überlebende Attentäter geflohen sind.

129 Tote, 352 Verletzte

Die Terrorwelle in Paris hat nach einer Bilanz der Staatsanwaltschaft 129 Tote gefordert. Diese Zahl sei angesichts der großen Zahl von Schwerverletzten allerdings vorläufig, sagte Staatsanwalt François Molins am Samstag in Paris. Es gebe 352 Verletzte, 99 davon akute Notfälle. Sieben Terroristen seien gestorben.

Unter den bei der Anschlagsserie Verletzten befindet sich auch ein 20-jähriger Tiroler, der eine schwere Schussverletzung erlitt und in Frankreich behandelt wird. Mittlerweile ist er außer Lebensgefahr.

Am Stadion Stade de France haben sich nach Angaben von Staatsanwalt Molins drei Explosionen ereignet. Jeweils wurde die Leiche eines Selbstmordattentäters in der Nähe gefunden. Zudem wurde dabei ein Passant getötet. (red, APA, Reuters, 16.11.2015)