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Basketball bleibt in Güssing vorerst Realität, die Lizenz wurde vom Verband nicht entzogen. Die Punkte kann man aufholen.

Foto: apa/epa/scheriau

Güssing/Wien – Der sportliche Erfolg des regierenden Basketballmeisters, der Güssing Knights, und dessen wirtschaftliche Potenz, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Elf Spiele, elf Siege lautet die Bilanz der Burgenländer in der Admiral Basketball Bundesliga (ABL). Im Fiba Europe Cup ist man nach einem 72:66 beim niederländischen Vertreter Den Bosch nach zwei Siegen aus drei Spielen auf Aufstiegskurs. Dass Güssing in der ABL nun nicht mehr die Tabelle anführt, liegt an einer umfangreichen Strafe, ausgesprochen vom Bundesliga-Präsidium.

Der Titelverteidiger wurde wegen Verstöße gegen die Lizenzbestimmungen mit einem Punkteabzug von neun Zählern sowie mit einer Geldstrafe in der Höhe von 10.000 Euro belegt. Zudem wurde bei einer Prüfung durch einen unabhängigen Wirtschaftstreuhänder festgestellt, dass die finanzielle Lage des Vereins angespannt sei. Die Liga sprach deshalb Auflagen aus. Der Klub soll monatlich den Nachweis erbringen, dass laufende Zahlungen fristgerecht beglichen werden. Bis Jahresende soll der Verein außerdem einen Liquiditätsplan bis zum Saisonende vorlegen. Auch wurde den Güssingern eine Transfersperre für die laufende Meisterschaft auferlegt.

Irreführung

"Wir sind in die Irre geführt worden", sagt ABL-Präsident Karl Schweitzer zum STANDARD. Ein Grund für die Strafe war eine ausgegliederte Gesellschaft, die Öko-Stadt-GmbH, die in direkter Verbindung mit dem Verein gestanden ist. "Uns wurde die GmbH als Sponsor verkauft, tatsächlich waren dort aber auch die Spieler angemeldet", sagt Schweitzer. Ein Verstoß gegen die Lizenzbestimmungen.

Güssing hatte im Mai fristgerecht die Lizenzunterlagen bei der Liga eingereicht, "mit dem jetzigen Wissen, hätte es aber möglicherweise keine Lizenz gegeben". Die Öko-Stadt-GmbH, die mittlerweile in den Verein überführt wurde, ist laut Schweitzer außerdem "immens überschuldet, aber nicht insolvenzgefährdet".

"Keiner Schuld bewusst" ist sich Güssings Obmann Reinhard Koch. Der Öko-Pionier hat die wirtschaftliche Führung seines Vereins seit zehn Jahren seiner GmbH übertragen. "Die Liga hat das immer akzeptiert. Warum ist jetzt alles anders?" Koch ist unglücklich über das Strafmaß, aber froh darüber, dass die Knights die Lizenz behalten und weiterspielen dürfen.

In der Causa Güssing rumorte es bereits Ende der vergangenen Saison, als der Verein mit Spielergehältern in Verzug geriet. Schweitzer: "Es gab damals aber keine Anzeigen bei der Liga. Wo kein Kläger, da kein Richter." Die Knights holten in den vergangenen beiden Jahren den Titel, einen schalen Beigeschmack oder gar eine Wettbewerbsverzerrung sieht Schweitzer aufgrund der Güssinger Schulden nicht. "Die Abhängigkeit von Mäzenen, das ist das Schicksal des österreichischen Basketballs."

Mit Harald Fischl und Fürstenfeld verhielt es sich Mitte/Ende der Nullerjahre ähnlich. Nach anfänglicher Euphorie durchlebten die Obersteirer einen langen Konsolidierungsprozess. Nach Abzug der Punktestrafe für Güssing ist Fürstenfeld jetzt Tabellenführer.

Im Güssinger Erfolg steckt viel privates Geld von Reinhard Koch. "Die Frage ist: Wie lange kann, wie lange will er sich das noch antun?", sagt Schweitzer. Die Strafe sei auch ein Warnsignal für alle Bundesligamannschaften. "Man kann nicht mehr ausgeben, als man einnimmt. Damit unterscheiden wir uns von den Nachbarligen in Ungarn, Rumänien oder am Balkan."

Laut Koch liegen die Schulden "unter 100.000 Euro", Altlasten sollen bis Jahresende abgebaut sein. Grundsätzlich hat Koch mit einem neuen Modell, Sportvereine in Kapitalgesellschaften aufgehen zu lassen, kein Problem. "Die Finanz zwingt uns dazu. Mir tut es nur weh, weil wir glauben, nichts falsch gemacht zu haben. Und der Wettbewerb wird nicht sportlich ausgetragen." (Florian Vetter, 14.11.2015)