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Witali Mutko und Wladimir Putin genossen die Spiele in Sotschi sehr. Der Minister war wie sein Präsident einst Vizebürgermeister von Sankt Petersburg.

APA/AFP/Klimentyev

Moskau – Witali Leontjewitsch Mutko ist um salbungsvolle Worte nie verlegen. Eine schlimme Sache sei das mit dem Doping. Und wenn die Welt mit Russland ein Problem habe, dann müsse man eben darüber reden", sagte der ob seiner Freundschaft mit Staatspräsident Wladimir Putin ziemlich mächtige Sportminister.

Sollten also die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), der Leichtathletikweltverband (IAAF) und das Internationale Olympische Komitee (IOC) dies fordern, werde Russland sein Anti-Doping-System reformieren.

Putin selbst hatte schon umfangreiche Aufräumarbeiten in Folge der von einer unabhängigen Wada-Kommission angeprangerten Dopingpraktiken in der russischen Leichtathletik angekündigt.

Völlig verseucht

Allerdings gilt nicht nur die Leichtathletik, der eine "tief verwurzelte Betrugskultur" attestiert wurde, als völlig verseucht. Auch andere russische Paradedisziplinen stehen im Ruch, mit ausgeklügelten Dopingsystemen, wie man sie fast nur aus dunkelsten DDR-Zeiten kannte, zu operieren.

Russlands Schwimmer kommen etwa seit 2009 auf zwei Dutzend positive Tests. Die gefundenen Substanzen gehören nicht unbedingt zum ausgeklügeltsten, aber jedenfalls zum Härtesten, was einschlägige Forschungslabore so zu bieten haben.

Die Times berichtet, dass Doping mit Oral-Turinabol, dem einstigen ostdeutsche Standard-Anabolikum, die Regel sei. Die Hälfte der überführten Wassersportler waren Teenager, darunter ein 14-jähriges Mädchen. Minister Mutko kündigte daraufhin an, man werde an die Sportschulen gehen und den betreffenden Trainern "auf die Finger hauen".

Die rund 1400 der vom mittlerweile aus dem Verkehr gezogenen Moskauer Anti-Doping-Labor zerstörten Blutproben stammten aus fast allen Sportarten, Sommer wie Winter. Skilangläufer und Biathleten sorgten im letzten Jahrzehnt kontinuierlich für Skandale.

Das Beste vom Besten

Die Häufung der Betrugsfälle im russischen Sport blieb allerdings weitgehend unsanktioniert. Ja Staatschef Putin, der erste Sportler des größten Flächenstaates der Erde, zog das Beste vom Besten in Sachen Sportevents an Land.

Im Sommer 2013 fand die Leichtathletik-WM in Moskau statt, die besten Judoka (2014), Schwimmer (2015) und Eishockeyspieler (2016) machten und machen ebenfalls Station in Russland.

Die Formel 1 gastiert in Sotschi, das 2014 Putins Winterspiele gab. 2018 findet im ganzen Land die Fußball-WM statt. Mit weniger gab sich Putin nicht zufrieden, um sein Russland zu inszenieren.

Männer wie er

Das System ist dabei immer das gleiche. Putin und die Funktionäre der verantwortlichen Großverbände stützen sich gegenseitig. Bestes Beispiel: Putin lobte den taumelnden Fußballverbands-Boss Joseph Blatter ausdauernd dafür, dass dieser Sport und Politik zu trennen wisse. Der Schweizer wiederum bestätigte eins ums andere Mal, dass es keine Pläne gebe, den Russen die Fußball-WM 2018 zu entziehen – Krim-Annexion hin, Ostukraine-Konflikt her.

Zwar fährt die Fifa auch auf Blatters Betreiben Kampagnen gegen Diskriminierung aller Art, die Diskriminierung Homosexueller in Russland wird aber negiert.

Herrschaften wie Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der ehemalige, jetzt der Korruption angeklagte Leichtathletik-Boss Lamine Diack oder Judoverbandschef Marius Vizer haben ohnehin kein Problem mit Putins Russland. Zumal russische Unternehmen mit Sponsormillionen unterstützend wirken.

Katze und Schwanz

Allerdings wollen Putin und die Geldgeber russische Athleten siegen sehen. Doping kann da kolossal hilfreich sein.

Das weiß natürlich auch Sportminister Mutko, der als Präsident des nationalen Fußballverbandes auch für das Gelingen der WM 2018 verantwortlich ist.

Möglich, dass auch deshalb der Vorschlag schon wieder vom Tisch ist, einen ausländischen Experten an die Spitze eines reformierten russischen Anti-Doping-Systems zu stellen. (sid/lü, 13.11.2015)