Das Töpperschloss in Neubruck, hier noch als Teil der kürzlich zu Ende gegangenen niederösterreichischen Landesausstellung, steht im Eigentum von 17 Gemeinden und drei Banken der Region Erlauftal/Eisenwurzen.

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Das Schloss und die angrenzende Töpperkapelle wurden für die Landesausstellung saniert.

Foto: Neubruck Immobilien Gmbh

Die niederösterreichische Landesausstellung 2015 ging am 1. November zu Ende, nun kehrt im Städtchen Scheibbs im südlichen Mostviertel (NÖ) wieder der Alltag ein. Der Stadtteil Neubruck war einer von drei Standorten der Landesausstellung, hier drehte sich alles um die Geschichte der Eisenverarbeitung.

Und die wiederum ist in Scheibbs und Umgebung vor allem mit einem Mann verbunden: Andreas Töpper begann hier vor rund 200 Jahren seinen Aufstieg vom einfachen Schmiedsgesellen zum größten Unternehmer der Monarchie. In seinem damals größten Walzblechwerk Europas in Neubruck beschäftigte er bis zu 800 Arbeiter.

Das Schloss auf dem Areal, heute "Töpperschloss" genannt, ist sein ehemaliger Herrensitz und stammt aus dem 19. Jahrhundert. 2012 wurde es von der Projektgesellschaft Neubruck Immobilien GmbH, an der 17 Gemeinden des Bezirks Scheibbs sowie drei Regionalbanken beteiligt sind (die größten Anteile halten die beiden Standortgemeinden Scheibbs und St. Anton/Jeßnitz), aus Privatbesitz angekauft und in den Jahren 2013 und 2014 um rund sechs Millionen Euro, gefördert vom Land Niederösterreich, revitalisiert. Das Schloss sollte zunächst für die Landesausstellung adaptiert und später als Betriebsansiedlungsgebiet weiterentwickelt werden.

Synergien für Gemeinden

Diese Weiterentwicklung tritt nun in ihre Umsetzungsphase. Das gesamte Areal hat 70.000 Quadratmeter, "50.000 davon sollen an Betriebe verkauft werden", erklärt Andreas Hanger, Geschäftsführer der Neubruck Immobilien GmbH. Dazu gehören auch die Hallen einer ehemaligen Papierfabrik.

Auf diese Weise soll innerhalb der nächsten fünf Jahre ein "interkommunaler Wirtschaftspark" entstehen. Ein kleiner Teil wurde schon verwertet, schon seit einigen Monaten befindet sich etwa ein Plusenergiehaus auf dem Gelände, das einer Holzbaufirma aus Lunz am See als Ausstellungsobjekt ("Passivhaus Eisenstraße") und Büro dient.

Die restlichen 20.000 m² betreffen das Schloss samt umliegendem Schlosspark, hier will man einerseits ein "interkommunales Dienstleistungszentrum" etablieren, das für die beteiligten Gemeinden "auch Synergien schaffen soll", wie Hanger sagt; andererseits stellt man auch 250 m² im Schloss als Co-Working Spaces zur Verfügung.

"Co-working im ländlichen Raum etablieren"

Co-Working funktioniere im urbanen Raum schon sehr gut, nun wolle man das Konzept "auch im ländlichen Raum etablieren", sagt Hanger, der auch Nationalratsabgeordneter für die ÖVP ist. (Auch sein Co-Geschäftsführer Anton Erber ist ÖVP-Abgeordneter, allerdings im Landtag.)

Wie das in Scheibbs – einer Bezirkshauptstadt mit rund 4300 Einwohnern und 25 Kilometer von Westbahn und Westautobahn entfernt – funktionieren soll, erklärt Community-Manager Joseph Hofmarcher: "Unser Konzept heißt 'Sommerfrische Neu', wir wollen uns mit Co-Working-Anbietern in den Städten vernetzen und diesen unsere Co-Working-Plätze als sommerliche Alternative anbieten." Zielgruppe sind Kreative wie "Filmschaffende, Web-Anwender, Architekten, Grafiker". Diese sollen hier also Erholung finden, gleichzeitig an ihren Projekten weiterarbeiten können. Ein Co-Working-Platz wird netto 240 Euro im Monat kosten, tageweise wird der Preis bei 20 Euro liegen, sagt Hofmarcher. Die Prunkräume sind für Besprechungen extra zu mieten.

Zehn Co-Worker als Ziel

Hofmarcher stammt selbst aus der Gegend, hat aber in Wien und auch im Ausland studiert. Seit kurzem ist er wieder zurück in Scheibbs. Auch auf solche "Studien-Rückkehrer" wie ihn ziele das Konzept ab, sagt er.

14 fixe Co-Working-Plätze hat man ab Jänner im Töpperschloss im Angebot, weitere zehn sind "Flex"-Plätze, etwa auf einem Aussichtsplateau. Breitband-WLAN wird es im gesamten Areal geben, verspricht er.

Drei Co-Worker sind ab Jänner schon im Boot, als Ziel für das erste Jahr nennt Hofmarcher zehn "fixe" Co-Worker bis Ende 2016. "Das ist unser Plan." Nachsatz: "Wir hoffen, dass er aufgeht." Am 11. Dezember gibt es für Interessierte einen Info-Nachmittag.

Betriebsgründe zu haben

Im Schloss selbst wären allerdings auch noch rund 1000 Quadratmeter an Flächen für Dritte verfügbar, berichtet Hanger – als Büros, Schulungsräume, Werkstätten oder auch Lager. Die Quadratmeterpreise beginnen bei sechs Euro. Mieter dafür sucht man noch.

Hanger ist auch Geschäftsführer des Gewerbeparks Ybbsitz nahe Waidhofen/Ybbs, auch mit diesem will man eng kooperieren.

Was den gesamten geplanten Wirtschaftspark betrifft, wären übrigens ebenfalls noch Erweiterungsflächen vorhanden, nämlich in Gestalt des nahen, aber stillgelegten ÖBB-Bahnhofs Neubruck. Für die Landesausstellung wurden die Flächen von der ÖBB als Parkplatz angemietet, denkbar wäre eine Komplettübernahme durch die Neubruck Immobilien GmbH. Doch das sei noch Zukunftsmusik, sagt Hanger. (Martin Putschögl, 14.11.2015)