Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinem Kulturauftrag. Dafür steht das Funkhaus. Das heißt, man zahlt die Gebühren für den Inhalt der Programme, die dem Kulturauftrag nachkommen. Das heißt, im Prinzip für Ö1. Radio ist leicht und reagiert flink und geistesgegenwärtig im Takt der Stadt, des Landes, der hiesigen Gesellschaft mit. Schafft Inhalt aus den vielen Inhalten und ergibt eine akustische Form: Radio ist das Medium der Sprache.

Dazu braucht es Räume, in denen gestaltet werden und der Geist wirken kann. Der Geist soll umgesiedelt werden und die Immobilie um eine lächerliche Summe den Besitzer wechseln. Wer kassiert die Provisionen? Wozu zahle ich die Gebühren, wenn der Kulturauftrag in einen Korruptionsauftrag verwandelt wird?

Radio, die Wortsendung, schafft Kommunikationsräume im Gespräch, in der Literatur, in der Analyse und Konfrontation ganz anderer Töne, die, auf den Punkt gebracht, das Hörspiel ergeben – mit seinen Verträgen, die schon vor Jahren den Autoren und Autorinnen den Garaus machten.

Wozu also Gebühren zahlen? Für Contentmanager zukünftiger Onlinekanäle, die sich speisen aus Einsendungen der Selbstausbeuter, deren Beiträge sich zunehmend banalisieren werden, weil die Professionalität fehlt und gar nicht entstehen kann. Das bedeutete, der öffentlich-rechtliche Rundfunk erfüllt nicht nur seinen Kulturauftrag nicht, sondern arbeitet daran, den Qualitätsjournalismus abzuschaffen und die Existenzgrundlage der Kultur- und Inhaltschaffenden zu zerstören – arbeitet daran, ein kritisches Medium handzahm zu machen, um eine politische Nomenklatura ungehindert schalten zu lassen.

Ein zum Himmel schreiender Wandel ist das für den Kulturauftrag. Worte haben ja die Macht, die Missstände aufzuzeigen. Aber handeln – das muss der Mensch schon selber, und dazu sind Geschäftsführung und Stiftungsrat da. Wie ist das mit dem Kulturauftrag? Funkhaus verkaufen? Um ihn zu erfüllen? Mit meinem Wort besitze ich dieses Haus. Mit meinem Körper besetze ich dieses Haus. Hier und jetzt – als Zeichen. (Lydia Mischkulnig, 11.11.2015)