Vereine warnen schon jetzt vor Mangel an Notbetten im Winter.

Foto: Regine Hendrich

Innsbruck – Wir hätten uns mit den "furchtbaren Zuständen" langsam abgefunden, sagt Michael Hennermann vom Verein für Obdachlose: kaum leistbares Wohnen, Menschen, die auf der Straße schlafen, Grundbedürfnisse, die nicht mehr gestillt werden können – "ich merke, wie all das gesellschaftlich immer mehr akzeptiert wird".

Wie viele Menschen in Tirol tatsächlich obdachlos sind, wird nicht erhoben. Vergangenen Februar wandten sich aber allein an den Verein Hennermanns 120 Leute, die keinen warmen Schlafplatz hatten. Diesen Winter wird mit noch mehr Betroffenen gerechnet, da auch zahlreiche Flüchtlinge hinzukommen, die nach ihrem positiven Asylbescheid keine Wohnungen finden.

"Ausreichen wird das nicht"

Im November sollen nun zwei Winternotschlafstellen mit insgesamt 50 Betten eröffnet werden – gleich viele Plätze wurden von der Stadt allerdings schon vergangenen Winter bereitgestellt. "Ausreichen wird das ganz sicher wieder nicht", sagt Hennermann.

Er kritisiert vor allem, dass die Notschlafbetten schlussendlich zu Heimplätzen würden, weil kein leistbarer Wohnraum zur Verfügung stehe, in den die Menschen übersiedeln könnten. "Die Situation ist ziemlich hoffnungslos, muss man sagen."

Im Jänner will das Land Tirol nun eine Beratungsstelle für "Delogierungsprävention" eröffnen, die der Verein für Obdachlose leiten wird. Rund 500 Anträge auf Räumung werden in Tirol im Durchschnitt jährlich eingebracht – und zumeist nicht ganz die Hälfte davon vollzogen. "Die Wohnungslosigkeit ist spürbar, wir können nur hoffen, dass niemand erfrieren wird", sagte SPÖ-Klubchef Gerhard Reheis im Tiroler Landtag am Mittwoch. (Katharina Mittelstaedt, 12.11.2015)