Wien – Trötend und trommelnd betritt Thomas Maurer die Bühne, um das Publikum im Wiener Stadtsaal gleich einmal mit dessen eigenen Toleranzgrenzen bekanntzumachen. Der Tolerator heißt schließlich sein neues Programm, worin er jedoch nicht als duldsamer Androide, sondern einfach als Kabarettist auftritt. Für ein Symposium habe er den Auftrag bekommen, Launiges zum Schlagwort Toleranz vorzutragen, und sich im Sinne der Arbeitsminimierung dazu entschlossen, daraus gleich einen ganzen Abend zu entwickeln.

Wieweit diese Vorgeschichte stimmt, spielt keine Rolle, man hat dennoch den Eindruck, dass Maurer beim Schreiben einen recht bequemen Weg gewählt hat. Als Programm über ein Programm hat Der Tolerator ein sehr weites erzählerisches Korsett, zugleich erlaubt es das Thema, einfach über alles zu erzählen, was einem heutzutage so auf den Zeiger gehen kann, von Emoticons über Lebensmittelunverträglichkeiten bis zu Nazis und Islamisten.

Das ist alles nicht rasend originell, doch Maurer hat zum Glück einen guten Schmäh, sodass der Vortrag auch ohne große Volten kurzweilig gerät. Eine Handvoll an die Wand projizierte Bilder sorgen für visuelle Auflockerung, von der besonders das Schlussviertel prägenden Gesellschaftskritik ist vieles wahr und gut. Am lustigsten wird es freilich, wenn trotz aller Toleranz deftigst geschimpft wird, am einprägsamsten bleibt aber wohl die Information, dass von allen für die Taufe vorstellbaren Flüssigkeiten Sperma nur als absolute Notlösung herangezogen werden sollte. (Dorian Waller, 11.11.2015)