Frankfurt – Die Besiedlungsgeschichte des fiktiven Kontinents Westeros in George R. R. Martins literarischem Kosmos von "Das Lied von Eis und Feuer" ist eine lange, wechselvolle und multiethnische. Wer einen ausführlichen (prä-)historischen Abriss der Vorgeschichte zur Erfolgsserie "Game of Thrones" sucht, findet diesen in Martins Buch "Westeros. Die Welt von Eis und Feuer".

Der spanische Forscher Juan Luis Arsuaga, wissenschaftlicher Direktor des Museums of Human Evolution in Burgos, nutzt die Serie als publicityträchtigen Aufhänger für ein paläoanthropologisches Szenario, das allerdings ebenfalls spannend ist. Darin werden Neandertaler nicht als gleichförmige Population betrachtet, sondern differenzierter gesehen.

Neandertaler-"Dynastien"

Arsuaga wurde unter anderem durch spektakuläre Hominidenfunde in Atapuerca und die Beschreibung einer neuen Urmenschenart bekannt. Arsuaga interessiert sich dafür, ob und wie die geografisch weit verstreuten Gruppen früherer Menschen untereinander agierten. Dabei interessieren ihn besonders die kulturellen und anatomischen Eigenheiten der verschiedenen Frühmenschen-Linien.

Sein "Game of Thrones" -Szenario à la Neandertaler geht davon aus, dass in Europa mehrere unterschiedliche Neandertaler-Linien existierten, die sich aufgrund ihrer räumlichen Trennung anatomisch und kulturell unterschiedlich entwickelten. Bei einem Vortrag am Mittwoch (18. November) im Senckenberg-Naturmuseum will Arsuaga darlegen, ob und wie diese geographisch weit verstreuten Gruppen miteinander in Kontakt standen und ob einige dieser "Dynastien" enger miteinander verwandt waren als andere. (red, 15. 11. 2015)