Bild nicht mehr verfügbar.

Wahlparty in Kroatien: ein Anhänger der HDZ, behängt mit Militärabzeichen und Parteikarte.

Foto: apa/epa/antonio bat

Angesichts der Flüchtlingskrise und des vorübergehenden Grenzkonflikts mit Serbien wurden im kroatischen Wahlkampf nationalistische Töne angeschlagen. Davon profitieren konnte weder das Wahlbündnis um den sozialdemokratischen Premierminister Zoran Milanović noch jenes um den nationalkonservativen Oppositionsführer Tomislav Karamarko (HDZ). Stattdessen etablierte sich mit der neuen Partei Most eine Alternative, die in den anstehenden Koalitionsverhandlungen heiß umworben werden wird und sogar den neuen Premier stellen könnte.

Wem Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović (HDZ) das Mandat zur Regierungsbildung erteilt, ist noch unklar. Die schwächeren Sozialdemokraten scheinen bessere Chancen zu haben, tatsächlich eine Regierung bilden zu können.

User fragen, die Redaktion antwortet

STANDARD-Korrespondentin Adelheid Wölfl stellt sich hier den Fragen der Userinnen und User zur veränderten politischen Landschaft im wirtschaftlich angeschlagenen jüngsten Mitglied der Europäischen Union.

Die HDZ hat bereits durch die Tatsache, dass sie in der Opposition ist, vor Jahren einen rechteren Kurs eingeschlagen. Unter Jadranka Kosor war die Partei bedeutend liberaler. Im Wahlkampf hat die HDZ unter anderem auf Themen wie "Das Erbe von Tuđman" und "Vukovar als Ort besonderer Pietät" gesetzt.

Die Diaspora lebt vor allem in Kanada, Australien und in westeuropäischen Staaten. Sie ist traditionell mehr rechts als der Durchschnitt der Kroaten, was aber generell der Fall ist. Auch die serbische und die bosniakische Diaspora agieren ziemlich national gesinnt. Die kroatische Diaspora verfügt über Geld und damit über Einfluss.

Nein, die kleinen Parteien gehören keinem Block an. Doch die istrische IDS ist eher linksliberal ausgerichtet und schließt eine Koalition mit der HDZ aus. Auch der frühere Präsident Ivo Josipović und der Ex-Minister Radimir Čačić gelten als links, sie traten gemeinsam für die Partei "Erfolgreiches Kroatien" an. Die HDSSB ist rechts bis rechtsextrem und wird von dem Kriegsverbrecher Branimir Glavaš gewählt. Die Partei "Lebende Wand" ist linkspopulistisch. Die Partei Most ist ein ziemlich loses Bündnis von Leuten, die auch sehr verschiedene Anliegen haben.

Most ist für eine effiziente, schlanke Verwaltung, für eine Entkoppelung der Kuna vom Euro, für Hilfe für Menschen mit teuren Frankenkrediten, gegen alte Parteien.

Letzteres ist zurzeit wahrscheinlicher. Das kann sich aber noch ändern. Entscheidend ist, wer Most am meisten bietet.

Ja, die gibt es, Drago Prgomet (ehemals Vize der HDZ, heute Most) hat das auch nicht ausgeschlossen. Und es gibt auch ein indirektes Angebot von Milanović diesbezüglich.

Nein, eine Stagnation droht nicht. Es wird eine Koalition geben. Es ist nicht auszuschließen, dass es Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung geben wird. Aber Most ist ja bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen, insofern wird es wohl kein großes Problem geben. (Adelheid Wölfl, ugc, 10.11.2015)