Wien – Am Wochenende wurde die Marke von 70.000 Asylanträgen in diesem Jahr erreicht, teilte das Innenministerium mit. Stärkste Gruppe sind mittlerweile die Afghanen. Die Dimension der Flüchtlingswelle lässt sich an der Zahl der Plätze in der Grundversorgung ablesen. Derzeit gibt es 64.588, Anfang des Jahres waren es 31.265.

Dabei hat auch der Bund deutlich aufgestockt. Aus 3.702 Plätzen zu Jahresbeginn wurden mittlerweile 7.664. Dazu kommen noch 461 im slowakischen Gabcikovo. Gesamt wurden in diesem Jahr 17 neue Bundesbetreuungsquartiere eingerichtet, die Zeltstädte, diverse Hallen und Polizeiturnsäle noch nicht einmal eingerechnet.

Wirkten die Asyl-Antragszahlen im Jänner mit gut 4.000 schon relativ hoch, werden diese Werte mittlerweile bei weitem überschritten. Seit September ist man im fünfstelligen Bereich. Die vorläufigen Oktober-Zahlen mit 11.101 Anträgen werden wohl nur ein zwischenzeitlicher Rekord sein. Denn für November werden mehr als 14.000 Asylansuchen erwartet.

Afghanen stärkste Asylwerbergruppe

Auffällig ist, dass die Afghanen in den letzten Wochen wieder zur stärksten Asylwerbergruppe geworden sind. Besonders deutlich spürbar war dies vergangene Woche, als gleich 1.551 Ansuchen von Afghanen kamen. Im Vergleich dazu gab es nur 917 Ansuchen von Syrern.

Für Afghanen ist es auch besonders wichtig, noch bis Mitte November einen Asylantrag zu stellen. Denn ab da sollen nach den Regierungsplänen für subsidiär Schutzberechtigte deutlich strengere Regeln für den Familiennachzug mit einer Wartezeit von drei Jahren (bisher eines) gelten und gerade bei Afghanen wird besonders oft nur dieses "Asyl light" gewährt.

Schon 540.000 auf griechischen Inseln angekommen

Von Jahresanfang bis Ende Oktober sind auf den griechischen Inseln mehr als 540.000 Flüchtlinge angekommen. Wie die EU-Grenzschutzagentur Frontex am Dienstag in Warschau mitteilte, erreichten damit 13-mal so viele Menschen wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres über das Meer die Inseln.

Während die meisten der Flüchtlinge aus Syrien stammten, sei auch der Anteil von Flüchtlingen aus Afghanistan gestiegen, hieß es weiter. Trotz der schlechteren Wetterbedingungen wagten im Oktober noch 150.000 Menschen per Boot die Reise von der Türkei – im Oktober 2014 waren knapp 8.500 Flüchtlinge eingetroffen.

Ein Rückgang der Flüchtlingszahlen wurde dagegen in Italien beobachtet. Dort trafen in den ersten zehn Monaten des Jahres 140.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer ein. Im Vorjahr waren es noch knapp 155.000 gewesen. Der Rückgang liegt nach Frontex-Erkenntnissen allerdings nicht an einer gesunkenen Nachfrage, sondern an Transportproblemen: Die Menschenschmuggler hätten in Libyen nicht genügend Boote zur Verfügung, um Flüchtlinge nach Europa zu bringen. (APA, 10.11.2015)