Wolfsburg – Nach Berichten über geplante Geldzahlungen an vom VW-Abgasskandal betroffene Autobesitzer in den USA haben deutsche Konsumentenschützer eine ähnliche Regelung für Deutschland gefordert. "Das Unternehmen muss zu seiner Verantwortung stehen", sagte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, der "Rheinischen Post". "Darum wären solche Gutscheine in Deutschland das Minimum, um die betroffenen Verbraucher zu entschädigen."

Bis zu 1.250 Dollar Entschädigung

VW lehnt das allerdings ab. Die Möglichkeit, getäuschte Kunden über Gutscheine zu entschädigen, gelte ausschließlich für die USA und Kanada, sagte ein VW-Sprecher am Montag. VW entwickle individuell für jeden Markt ein "Maßnahmenpaket" für Kunden, um auf den Manipulationsskandal zu reagieren. Wie Lösungen in Deutschland aussehen könnten, stimmt VW demnach derzeit mit den Behörden ab. Für die USA sollen in der nächsten Woche Details bekanntgegeben werden.

In den USA sollen Besitzer von Dieselautos nun als Wiedergutmachung Gutscheine im Wert von bis zu 1.250 US-Dollar (rund 1.150 Euro) bekommen, berichtete das Onlineportal "The Truth about cars". Ein VW-Sprecher sagte dazu am Sonntag: "Volkswagen of America hat seine Händler über eine geplante Aktion informiert. Details dazu werden in der kommenden Woche von VW of America kommuniziert." Unklar blieb zunächst, ob die VW-Kunden im Gegenzug für die Zahlung auf ihr Klagsrecht verzichten sollen.

VW übernimmt Nachzahlungen

Höhere Steuern, die aus den falsch angegebenen Emissionswerten resultieren könnten, will der VW-Konzern übernehmen. VW-Chef Matthias Müller hat einen Brief an alle 28 EU-Finanzminister geschrieben. Das österreichische Finanzministerium bestätigte am Sonntag, dass VW Kontakt aufgenommen hat. Auch in der Schweiz, die nicht der EU angehört, langte am Freitagnachmittag der Brief von Müller per E-Mail ein, wie eine Sprecherin des Eidgenössischen Finanzdepartements der Nachrichtenagentur sda sagte.

In dem Schreiben heißt es: "Der Volkswagen-Konzern wird dafür einstehen, dass etwaige Mehrsteuern ausgeglichen werden." Müller bittet die Finanzminister, Steuernachzahlungen dem Konzern direkt in Rechnung zu stellen, auch wenn das mit organisatorischem Aufwand verbunden wäre.

In Österreich wird der CO2-Ausstoß über die Normverbrauchsabgabe (NoVA) besteuert. Diese wird vom Autohändler eingehoben, der daher auch abgabenpflichtig ist – im Fall einer Steuernachzahlung ist daher der Händler der Ansprechpartner für die Finanzbehörden. Rund 60 Prozent der VW-Händler in Österreich gehören aber ohnehin VW selbst. Anders ist das bei Eigenimporten, hier haftet der Besitzer, der das Auto eingeführt hat.

Sitzung am Montag

Zur Aufarbeitung des Abgasskandals ist am Montag auf dem VW-Werksgelände in Wolfsburg erneut das Präsidium des Aufsichtsrats zusammengekommen. Das sechsköpfige Gremium will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem über die jüngst von Betriebsratschef Bernd Osterloh geäußerte Kritik am Konzernvorstand beraten. Darüber hinaus dürften weitere Personalfragen sowie die neusten Erkenntnisse der internen Ermittlungen eine Rolle spielen. (APA, 9.11.2015)