Über Jahre hinweg hat die Ölpipeline Keystone XL die US-Politik entzweit. Nun zog US-Präsident Barack Obama einen Schlussstrich: Die umstrittene kanadisch-amerikanische Ölleitung kommt nicht. Und zwar nicht nur, weil das Projekt "keinen bedeutenden langfristigen Beitrag zu unserer Wirtschaft" leisten würde, sondern auch weil eine Genehmigung der Pipeline die "US-Führerschaft im Kampf gegen den Klimawandel untergraben" hätte. Der Zeitpunkt kurz vor dem weltweiten Klimagipfel im Dezember in Paris ist dafür ideal gewählt. Obamas Plan, der weltweiten Klimapolitik einen US-amerikanischen Stempel aufzudrücken, schreitet voran.

Das Thema wird dem amerikanischen Vorwahlkampf gewiss erhalten bleiben. Schließlich verkaufen die Republikaner das Pipelinegroßprojekt unter anderem als Chance, zehntausende neue Jobs zu schaffen.

Bemerkenswert ist Obamas Entschluss aber trotzdem. Das konkrete Ende eines grenzübergreifenden Infrastrukturprojekts mit Argumenten des Klimaschutzes zu begründen ist etwas, das aus dem Mund eines Staatsoberhaupts äußerst selten zu hören ist. Der weltweite Klimaschutz hat von jeher vor allem mit einem Problem zu kämpfen: Beim jährlichen Klimagipfel ist das Thema in aller Politiker Munde. Unterm Jahr wird es so klein wie möglich gehalten. Obamas Entscheidung mag in der Sache umstritten sein. Als Beitrag zur Bewusstseinsbildung ist sie wichtig. (Manuela Honsig-Erlenburg, 8.11.2015)