Es gibt so viel Trauriges in der Welt. Etwa, um ein brennend aktuelles Beispiel zu nennen, die Gleichgültigkeit gegenüber unseren Ahnen. Noch schlimmer ist: Die germanische Mythologie ist dem Großteil der Bevölkerung unbekannt. Zwar dürfte auch die indische oder griechische Mythologie dem Großteil der Bevölkerung an woran auch immer vorbeigehen, aber nicht jeder ist entwurzelt, und sensible Menschen leiden. In keiner Publikation ist dieser Menschentyp so konzentriert vertreten wie in "Zur Zeit", und dort erreicht sie den höchsten Konzentrationsgrad in Andreas Mölzer. Die Gleichgültigkeit gegenüber unseren Ahnen und der Verlust der eigenen Mythen charakterisieren uns als entwurzeltes Volk und entortete Gesellschaft. Kollektive Neurosen und individuelle Sinnentehrung sind die Folgen, klagte er aktuell.

Über die Sinnentehrung des Individuums kann man bei gegebener Entortung der Gesellschaft lange nachsinnen, ohne viel klüger geworden zu sein, wenn man erraten hat, dass Mölzer vermutlich Sinnentleerung gemeint haben könnte. Eine gewisse Lässigkeit im Umgang mit seinen Grundbegriffen verrät auch sein Schwanken zwischen Ahnen- und Armenkult. Gewiss, der Armenkult, wie er bei den alten Völkern zelebriert wurde oder wie er von den Römern und bis heute in Japan in der Shinto-Religion existiert, ein solcher Ahnenkult mutet archaisch an.

Da ist es kein Wunder in unseren politisch korrekten Tagen, da der Begriff der Rasse tabuisiert und strafrechtlich verfolgbar ist, da man die Existenz und Wirkmächtigkeit von Völkern und der durch sie konstituierten nationalen Gemeinschaften tunlichst leugnen will, in diesen Tagen können naturgemäßig die eigenen Ahnen auch nichts zählen. Oder die eigenen Armen?

Egal. Wenn einmal der Begriff der Rasse tabuisiert und strafrechtlich verfolgbar ist, kann das nur zur Folge haben, dass für das heimische Durchschnittspublikum "Gandalf der Graue" realer als Odin und Thor und die Figuren von "Games of Thrones" realer als Friedrich Barbarossa und Kaiser Maximilian sind.

Wo aber Gefahr ist, lässt "Zur Zeit" auch das Rettende ins Kraut schießen. Ungarn als leuchtendes Vorbild feiert "Zur Zeit" an anderer Stelle Ungarns Ministerpräsidenten. Er zeigt den anderen, wo es langgeht, und schon wird Ungarn nicht mehr von ungebetenen Gästen belästigt. Dass nun Ungarn nicht mehr vom wandernden Volk behelligt wird, straft diejenigen Lügen, die da gebetsmühlenartig den Satz wiederholten, Zäune könnten doch die Massen nie und nimmer bremsen. Sollen sich doch andere mit den ungebetenen Gästen vom wandernden Volk behelligen lassen. Bravourös gemeistert!

Es gibt aber auch gute Nachrichten – aus Österreich. Wie das neue Führungsteam um Sebastian Kurz die PolAK verändern will, versprach Donnerstag "Die Presse" zu enthüllen. Es ging dabei um die gute alte ÖVP-Akademie. Man wolle, sagte der neue Vorsitzende, Sebastian Kurz, vorab der "Presse", die es schon gar nicht mehr erwarten konnte, die PolAk zu einem Ort machen, an dem Politik anders gedacht werde, damit sie dann anders gemacht werden könne.

Mit allem war zu rechnen, wenn das politische Genie eines Sebastian Kurz explodiert, aber das überraschte sogar den abgefeimtesten politischen Beobachter. Konkret sollen an der Akademie - wer hätte das gedacht? – grundsatzpolitische Positionen vorbereitet, also vorgedacht werden. Das erste Debattenthema wird "Eigenverantwortung versus Staatsverantwortung" sein. Darauf ist in der ÖVP noch nie jemand verfallen. Eindringlicher hätte man gar nicht demonstrieren können, wie Politik anders gedacht werde, damit sie dann anders gemacht werden könne.

Daneben soll die PolAk helfen, Fakten herauszuarbeiten. Am Beispiel Flüchtlinge: Manchen, sagt der Außenminister, gefalle nicht, dass die Unterbringung von 80.000 Asylwerbern Kosten von rund einer Milliarde Euro im Jahr verursache. Doch das sei ein Faktum - und wie vortrefflich herausgearbeitet! Nicht einmal vor neuen Trends schreckt man zurück. Man will ihnen den nötigen Raum geben, etwa der Digitalisierung. Bei so viel Neuerungswillen kann Kurzens Geständnis nicht mehr überraschen: Allerdings "brauchen wir Mut zur Elite".

Vor neuen Trends ist diese Woche auch eine Rechtsanwältin nicht zurückgeschreckt. Sie versandte auf Facebook Werbematerial, das sie in Jeans mit nacktem Rücken von hinten zeigte. Mit diesem Mut zur Elite schlug sie die PolAk glatt aus dem Feld. (Günter Traxler, 7.11.2015)