Lavant/Wien – Ein ausgelassener Hüttenabend mit dem Kanzler, ein paar gemeinsame Tage im schönen Osttirol, das stärkt die Freundschaft, dachten sich wohl die Sozialdemokraten – rund 150 Funktionäre tagten bis Donnerstag in Lavant. Ein Kernthema: Internetkommunikation. Nach dem – vorsichtig formuliert – holprigen Social-Media-Start von Werner Faymann im Jahr 2011, befinde sich die Partei nun in der "Phase des Posttraumas" , sagt Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle. Klar sei aber: "Im Jahr 2015 geht es ohne Internet nicht."

Derzeit würden Apps entwickelt, um den internen Austausch zu erleichtern, bald sollen Social-Media-Schulungen für Parteifunktionäre angeboten werden. "Vor allem bei jungen Menschen ist die Aufmerksamkeitsspanne kurz, wir müssen lernen, möglichst knapp, möglichst präzise und am besten in Bildern zu kommunizieren", sagt Euler-Rolle.

Bürger "mitreden"

Eine aktuelle Studie der europäischen Sozialdemokraten verdeutlicht die Dringlichkeit einer roten Kommunikationsoffensive: Nur zehn Prozent der 15- bis 34-jährigen Österreicher würde derzeit die SPÖ wählen, jeder Zweite gab an, mit den gängigen Formen der Politik nichts anfangen zu können. "Ein Großteil der Menschen ist höchst politisch", sagt dazu SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid, "nur nicht daran interessiert, was wir derzeit als politischen Diskurs verstehen."

Die SPÖ wolle deshalb im Zuge ihrer Programm- und Organisationsreform die Jugend, eigene Mitglieder sowie parteilose Bürger "mehr mitreden" lassen. Gerechte Einkommen, die Schaffung von Arbeitsplätzen, Bildung – auf die richtigen Themen setze man nämlich bereits, glaubt Schmid. Auch er gesteht aber ein: "Wir haben verabsäumt, das richtig zu kommunizieren." Auf Twitter sind übrigens weder er noch Euler-Rolle aktiv. (Katharina Mittelstaedt, 6.11.2015)