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So wie heuer in Untersiebenbrunn mit Windkraftanlagen wurde in Niederösterreich konsequent auf erneuerbare Energie umgestellt.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

St. Pölten – 100 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie: Niederösterreich hat das bis Jahresende 2015 angestrebte Ziel erreicht. 59 Prozent kommen demnach aus Großwasserkraft, gefolgt von 26 aus Windkraft, neun aus Biomasse, vier aus Kleinwasserkraft und zwei Prozent aus Photovoltaik. "Wir sind unabhängig von Strom aus fossilen Energieträgern", stellte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) fest.

In einer Pressekonferenz "37 Jahre nach der Volksabstimmung über Zwentendorf" erinnerte Pröll am Donnerstag daran, dass Niederösterreich auch viel investiert habe, um die Energieeffizienz zu steigern. Seit 2002 seien 2,8 Mrd. Euro in den Ökostromausbau geflossen. Zudem sei das Bewusstsein für eine Energiewende gestärkt und ein Schulterschluss von Land, Gemeinden, Wirtschaft und Bevölkerung erreicht worden.

Das Land werde sich auf dem Erreichten freilich nicht ausruhen, kündigte Pröll drei neue Ziele an. Weil der Strombedarf weiter steige, sei ein konsequenter Ausbau notwendig. Bis 2030 sollen 50 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Niederösterreich aus erneuerbarer Energie kommen. Die Green Jobs im Land sollen bis dahin von derzeit 36.000 auf 50.000 gesteigert werden. 100 Prozent sauberer Strom sei auch ein "Imagefaktor für Niederösterreich".

Kein weiteres Donaukraftwerk

Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach am Jahrestag der Volksabstimmung von 1978 von einem "klaren und glaubwürdigen Statement gegen Atomkraft in Europa". Ein weiterer Ausbau sei bei Biomasse, Photovoltaik und Klein-Wasserkraftwerken sowie – gering – bei Windkraft möglich. Ein weiteres Donaukraftwerk werde es nicht geben.

100 Prozent sauberer Strom in Niederösterreich seien ein "Leuchtturmbeispiel", sagte Monika Langthaler, Geschäftsführerin der Beratungsfirma Brainbows und ehemalige Abgeordnete der Grünen, in der Pressekonferenz. Sie verwies auch darauf, dass Green Jobs in der Region vor allem bei Klein- und Mittelunternehmen entstehen würden.

Niederösterreich sei ein Vorzeigeland, reagierte Gerhard Heilingbrunner, Ehrenpräsident des Umweltdachverbandes. Er sprach überdies von "Österreichs wichtigstem Beitrag" für die Weltklimakonferenz Anfang Dezember in Paris.

Kritik von Global 2000

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 begrüßt diesen Erfolg in einer Aussendung, sieht aber als nächsten notwendigen Schritt der Energiewende den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2020: "Die Landesregierung in Niederösterreich hat einige Erfolge bei der Energiewende vorzuweisen. Für eine glaubwürdige Umsetzung der Energiewende, muss jetzt aber als nächster Schritt der Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2020 gelingen", so Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000.

Während Niederösterreich bilanziell rund 100 Prozent der verbrauchten Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen vorweisen kann, läuft das Kohlekraftwerk Dürnrohr nach wie vor. Kohle sei der klimaschädlichste und gesundheitsschädlichste fossile Energieträger, so Global 2000. (APA, red, 5.11.2015)