Das Klassenzimmer als Ort der Bedrohung: Ariane Ascaride in "Die Schüler der Madame Anne".

Foto: Thimfilm

Der Konflikt zu Beginn ist programmatisch: Eine ehemalige Schülerin möchte ihr Abschlusszeugnis holen, doch weil sie sich nicht mehr an das Kopftuchverbot gebunden fühlt, wird ihr das Papier nicht ausgehändigt.

Streit und Eskalation dominieren auch im Klassenzimmer von Madame Gueguen (Ariane Ascaride), wo die Jugendlichen unterschiedlicher Kultur neben ihrer Herkunft aus der Banlieue nur eines verbindet: fehlende Perspektive.

Marie-Castille Mention-Schaar macht in "Die Schüler der Madame Anne" / "Les héritiers latente" Gewaltbereitschaft und Verrohung spürbar – bis ein Schulprojekt über den Holocaust aus dem wilden Haufen eine Gemeinschaft formt. Der aufgeklärte, sorgsam inszenierte und vor allem intelligente Gegenfilm zu Fack Ju Göhte kommt dennoch ohne didaktischen Zeigefinger aus, weil er von Beginn an auf ungeschönte Glaubwürdigkeit setzt. (pek, 4.11.2015)