Foto: Career
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Die Wirtschaftsprüfung Ernst & Young steht an der Spitze des Rankings der "Best Recruiters" in Österreich. In der Studie untersuchte der Career-Verlag in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsuni Wien die größten Arbeitgeber des Landes bereits zum sechsten Mal auf die Qualität ihrer Personalrekrutierung. Grundlage waren die 350 umsatzstärksten sowie die 200 mitarbeiterstärksten Unternehmen. Platz zwei im Ranking belegt die ISS Facility Services GmbH, Platz drei die Transportorganisation LKW Walter.

Bewertungskriterien

Entscheidend für das Abschneiden waren vielfältige Kriterien, darunter: Die Online-Karriere-Plattform, Social Media Aktivitäten und Mobile Recruiting, Qualität, Umfang und Informationsgehalt von Stellenausschreibungen und die Resonanz der Bewerber. Auch fiktive Initiativbewerbungen wurden verschickt und die Arbeitgeber telefonisch und per E-Mail kontaktiert. Durch diese "Mystery"-Bewerbungen wurde die Qualität des Umganges mit Kandidaten geprüft.

Als beste Branche wurde zum fünften Mal in Folge die Unternehmensberatung ausgezeichnet, wo offensichtlich besonders Wert auf die Online-Jobseite gelegt wird. Gute Bewertungen in puncto Social Media Auftritt erreichte der Lebensmittel- und Drogerie-Fachhandel. Auch der Sieger EY Österreich wurde dafür gelobt, als einziges der untersuchten Unternehmen Instagram für die Kommunikation mit potenziellen Bewerbern zu nutzen. Vorreiter im sogenannten Mobile Recruiting ist der "Best Recruiters"-Studie zufolge die Elektrobranche.

Mobiles Recruiting

Auch insgesamt dürften Unternehmen heuer stärker als im Vorjahr ihren Fokus auf mobiles Recruiting legen: 2015 erreichten 38 Prozent der untersuchten Arbeitgeber hier die Maximalpunktezahl, im Vergleich zu 18 Prozent im Vorjahr.

Den Trend zu neuen Recruiting-Methoden bestätigten auch die Podiumsgäste bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag im Novomatic Forum in Wien: AMS-Chef Johannes Kopf, Wolfgang Elšik, Vorstand des Instituts für Personalmanagement der Wirtschaftsuni Wien und Klaus Niedl, Leiter des Personalmanagements bei Novomatic. Sie befragte Markus Gruber, Initiator der Studie, zum Thema Arbeitsmarkt und Recruiting der Zukunft.

Soziale Medien

"Nach wie vor wird es im Fokus stehen, Angebot und Nachfrage optimal zusammenzubringen", sagt Elšik. Dafür gelte es aber auch, stärker neue Medien zu nutzen. "Das stehen wir vor einer Revolution". Als wichtig benennt er eine richtige Mischung unterschiedlicher Recruiting-Methoden. Videorecruiting sieht Niedl auf dem Vormarsch.

Trotz neuer, objektivierter Testverfahren werde aber "so etwas wie Menschenkenntnis" auch künftig "in den HR-Abteilungen immer noch eine Rolle spielen", sagt Kopf.

Kaum vorhersagbar

Und was wird der Arbeitsmarkt der Zukunft den Jobsuchenden an Qualifikationen abverlangen? Tenor: Das sei nur schwierig vorher zu sehen. "Wir können vielleicht für drei, vier oder fünf Jahre im Voraus Prognosen treffen, wissen also ganz gut, was morgen, aber gar nicht gut, was übermorgen gesucht wird. Wir haben zum Beispiel nicht gewusst, dass es einen Mangel an App-Entwicklern geben wird", sagt Kopf. Er sieht es als die Aufgabe des Bildungssystems, Arbeitnehmer auf den Arbeitsmarkt der Zukunft vorzubereiten – aber auch als HR-Thema, Stichwort "lebenslanges Lernen" in Betrieben.

Niedl bestätigt aus der Praxis: "Wir wissen nicht, was auf uns zukommt und rüsten uns für verschiedene Wetterlagen".

Nicht selten würden Studierende ob der schlechten Vorhersagbarkeit von Trends auf Verdacht studieren und gängige Fächerkombinationen wählen, sagt Elšik. Sie müssten "denken lernen und lernen, zu abstrahieren und Zusammenhänge zu erkennen", um sich auf Arbeitsmarkttrends bestmöglich vorzubereiten. Von Moden hält er wenig: "Da kann man schnell alt aussehen."

Maschine – Mensch

Auch die Industrie 4.0. war Thema. "Wir entwickeln viele schnelle Technologien", sagt Niedl. "Die Dynamik ist spürbar." Und wie wird sie sich auf den Arbeitsmarkt auswirken? Müssen Menschen Angst vor künstlicher Intelligenz haben? Kopf gibt Entwarnung: "Seit 150 Jahren haben Maschinen Millionen Arbeitsplätze vernichtet, aber immer wieder sind neue entstanden." Die Arbeit würde also nicht ausgehen, wer über einen höheren Bildungsabschluss verfüge, habe aber, zweifellos, bessere Chancen. "Bildung bekommt also in Zukunft noch stärkere Bedeutung – sie ist die größte politische Herausforderung, die wir in Europa haben."

Gewinner 2014

Vergangenes Jahr erreichte die Wirtschaftsprüfung PwC Österreich den ersten Platz. Auf Platz zwei lag bereits die ISS Facility Services GmbH, auf Platz drei Deloitte Österreich. (Lisa Breit, 4.11.2015)