Ankara/Istanbul – Streitkräfte der Türkei und der USA haben laut einem Bericht mit turkmenischen Kräften eine Offensive gegen Stellungen der jihadistischen Organisation "Islamischer Staat" (IS) nahe der syrisch-türkischen Grenze begonnen. Das berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Sonntag unter Berufung auf Sicherheitskreise. Am heutigen Sonntag finden in der Türkei Parlamentswahlen statt.

Mit Unterstützung turkmenischer Kämpfer am Boden habe die US-geführte Militärallianz am Samstag mehrere Luftangriffe geflogen, hieß es. Sechs F-16-Kampfjets der türkischen Luftwaffe hoben demnach vom Stützpunkt Incirlik ab und flogen acht Luftangriffe. Auch eine Angriffsdrohne der Allianz sei zum Einsatz gekommen. Bei den Luft- und Bodenangriffen seien mehr als 50 IS-Kämpfer getötet und 30 weitere verletzt worden.

Die Luftangriffe trafen den Angaben zufolge acht IS-Stellungen in zwei Dörfern der nordsyrischen Provinz Aleppo, unmittelbar an der Grenze zur türkischen Provinz Kilis, sowie eine Verbindungsstraße. In den beiden Dörfern gebe es nach wie vor Gefechte zwischen den radikalislamistischen IS-Kämpfern und der beteiligten Rebellengruppen, hieß es weiter.

Parallel dazu finden am heutigen Sonntag in der Türkei Parlamentswahlen statt. Die islamisch-konservative AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan will bei diesen Parlamentswahlen ihre absolute Mehrheit zurückerobern, die sie im Juni verloren hatte. Die zentrale Frage ist, ob der AKP das gelingen kann, wenn die pro-kurdische HDP erneut die Zehn-Prozent-Hürde überwindet und ins Parlament einzieht. Umfragen deuten nicht darauf hin, dass die AKP die dafür notwendigen mindestens 276 Sitze gewinnen wird, es ist aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen.

Erdogans Ziel ist die Einführung eines Präsidialsystems, wofür er aber eine starke AKP-Alleinregierung benötigt. Die Opposition warf Erdogan vor, er habe eine Koalition nach den Parlamentswahlen im Juni verhindert, um bei der Neuwahl doch wieder eine absolute Mehrheit für die AKP zu bekommen. Beobachter machen zudem Erdogan für die instabile, angespannte Lage im Land verantwortlich. Sie werfen ihm vor, diese gezielt hervorgerufen zu haben um der AKP vor diesem Hintergrund einen starken Wahlsieg zu verschaffen. (APA, 1.11.2015)