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Jeden Hebst ziehen tausende Zugvögel aus Skandinavien Richtung Süden.

Foto: Patrick Pleul/dpa

Rügen – Ein sternenklarer Himmel und grenzenlose Stille, die höchstens von dem leisen Plätschern der Wellen, die gegen den Bug schlagen, unterbrochen wird. So könnte man sich eine ruhige Nacht auf einem vor Anker liegenden Schiff mitten auf der Ostsee vorstellen. Dass es auch ganz anders gehen kann, erlebten einige Ornithologen, die vor Kurzem auf einem Forschungsschiff vor der Ostseeinsel Rügen unterwegs waren, um Zählungen von Zugvögeln vorzunehmen.

Der freischaffende Ornithologe Martin Grimm erzählt im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Geo.de, was sich genau zutrug. Am späten Abend des 18. Oktober waren wie aus dem Nichts Schwärme von tausenden Singvögeln über dem Schiff aufgetaucht. In der dunklen Nacht hatten die Lampen des Schiffes – den Seeregeln entsprechend müssen Schiffe nachts beleuchtet sein – die Zugvögel angelockt, die sich darauf zur Rast niederließen.

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Bei den Vögeln handelte es sich vorwiegend um erschöpfte Singvögel wie Rotkehlchen, Buch- und Bergfinken, Wintergoldhähnchen, Erlenzeisige oder Heckenbraunellen, die einen Zwischenstopp auf ihrer Reise Richtung Süden einlegten.

Feind an Bord

Doch warum waren die Vögel überhaupt nachts unterwegs? Grimm zufolge waren die Tiere möglicherweise einige Tage durch Schlechtwetter aufgehalten worden und hatten nun den ersten ruhigen Abend zum Weiterflug genutzt. Außerdem würden viele nachts fliegen, weil sie so ihren Jägern aus dem Weg gehen können.

Eine Strategie, die in diesem Fall gründlich schief gegangen ist: Im Gefolge der Singvögel befanden sich nämlich auch drei Sperber und eine Sumpfohreule. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass Raubvögel, die selbst Zugvögel sind, einfach ihren Beutetieren in den Süden folgen", erklärt der Ornithologe. Was diesen Fall aber speziell macht: Normalerweise jagen die Sperber nur tagsüber, aber auf dem Schiff konnten sich die Raubvögel an den erschöpft zusammengekuschelten Vögeln wie an einer gedeckten Tafel bedienen.

Den Forschern gelangen dabei einzigartige Aufnahmen, die hier zu bewundern sind:

--> Geo.de: "Singvogel-Überfall auf der Ostsee"

(rede, 31. 10. 2015)