Wien – Scharfe Kritik üben die NEOS und die ÖVP am Vergabemodus für Bühnenbilder und Kostüme bei den Vereinigten Bühnen Wien. Wie es in einem Bericht der "Presse" vom Freitag hieß, werden diese Leistungen nicht wie gesetzlich vorgeschrieben ausgeschrieben, sondern lediglich mindestens drei Angebote von Firmen, mit denen man laut Geschäftsführer Thomas Drozda "gute Erfahrungen" gemacht hat, eingeholt.

Laut Bundesvergabegesetz müssen Aufträge über 100.000 Euro national, ab 207.000 Euro europaweit ausgeschrieben werden. Dass man bei den VBW darauf verzichtet, erklärte Drozda gegenüber der "Presse" mit "dem verfassungsrechtlich gewährleisteten Recht auf die Freiheit der Kunst". Es gebe einen Interpretationsspielraum des Vergabegesetzes, wenn es um die künstlerische Freiheit geht. Von der Zeitung befragte Vergaberechtsexperten stellen jedoch klar, dass es sich bei Kostümen oder Bühnenbildern, die exakt nach Entwürfen angefertigt werden, nicht um künstlerische Leistungen handle.

Gernot Blümel, Landesparteiobmann der ÖVP Wien, zeigt sich in einer Aussendung empört: "Es kann nicht sein, dass man sich in Wien offensichtlich über das Bundesvergabegesetz hinwegsetzt, nach Gutdünken über Angebote von Firmen entscheidet und Klagen riskiert, die in weiterer Folge zu einem veritablen Schaden für den Steuerzahler gereichen können. Hier muss schleunigst für rechtliche Klarstellung und Transparenz gesorgt werden." Ähnlich NEOS-Klubobfrau und Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger: "Das ist wieder einmal ein Beispiel dafür, wie der Wiener Filz alle Bereiche der Stadt durchzieht. Unter dem Vorwand der künstlerischen Freiheit wird auch der Kulturbetrieb von der Hinterzimmerpolitik vereinnahmt." (APA, 30.10.2015)