Kurbeln ohne durchdrehen: Sophie Jobstmann (li.) und Susanne Suvajac.

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Suvajac: "Die Szene ist bunt gemischt."

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Eine Veranschaulichung.

Can Engin

Graz/Wien – Sie trainieren viermal pro Woche jeweils drei bis vier Stunden lang. Sie besprechen mögliche Passwege und Deckungsvarianten, betreiben Video-Studium. Susanne Suvajac und Sophie Jobstmann aus Wien zählen zu Österreichs besten Tischfußballerinnen, zu den besten Tischfußballerinnen der Welt. Das eine bedingt das andere, schließlich ist Österreich im Wuzzeln eine Macht, nicht nur bei den Männern, sondern seit jeher auch bei den Frauen.

Suvajac (34) kurbelt – wohlgemerkt ohne durchzudrehen, denn das Durchdrehen ist verboten – seit fast fünfzehn Jahren, ein Schulkollege hat sie seinerzeit mitgenommen. "Am Anfang hab ich nur zugesehen, dann hab ich’s auch versucht." Und dann hat es zum ersten Mal richtig geknallt, als der Ball dort gelandet ist, wo er hingehört. "Das erste Tor, und ich wollte mehr." Bald war sie richtig gut, hat sie auch den meisten Burschen eingeschenkt, an blöde Sprüche kann sie sich kaum erinnern. "Es gibt halt viel mehr Männer, die wuzzeln, fast zehnmal so viele wie Frauen. Bei uns ist die Konkurrenz schon kleiner."

Hotshots matchen sich

Am Wochenende steigen in Graz, im Brauhaus Puntigam, die Staatsmeisterschaften, am Samstag (9.30 Uhr) wird Einzel, am Sonntag (ab 10.30 Uhr) Doppel gespielt. Ziel von Suvajac/Jobstmann ist der Finaleinzug, einiges hängt natürlich von der Auslosung ab. Zu erwarten ist, dass sich die Wienerinnen mit den Steirerinnen Marina Tabakovic und Karen Scheuer sowie Verena Rohrer und Melissa Mosser matchen. Sie alle sind Vereinskolleginnen bei TFC Hotshots in Graz, trainieren oft miteinander, treten auch international gemeinsam an. Im Vorjahr haben die Hotshots gar die europäische Champions League gewonnen, heuer hatten sie erst im Finale gegen die Bears Berlin das Nachsehen.

Was den Einzelbewerb angeht, wäre ein Duell zwischen Rohrer und Tabakovic keine Überraschung. Bei der WM heuer in Turin, wo Suvajac/Jobstmann im Doppel die Silbermedaille holten, gewann Tabakovic solo Gold. "Wir Österreicherinnen", sagt Suvajac, "sind wirklich stark." Die größte Konkurrenz kommt aus Deutschland, der Schweiz, aus Belgien, Frankreich und Luxemburg. Eher selten trifft man die US-Amerikanerinnen, das hat auch, aber nicht nur mit der Distanz zu tun.

Garlando, Tornado, Leonhart, Bonzini

Es gibt verschiedene Tischfußball-Tischmarken. Die ÖsterreicherInnen zum Beispiel sind auf dem Garlando-Tisch daheim, der amerikanische Tisch ist der Tornado, Deutschland wiederum spielt mehrheitlich auf Leonhart oder Ullrich, Frankreich auf Bonzini. Und jeder Tisch ist anders, jeder hat seine Eigenheiten. Bei der WM in Turin standen Tische aller Marken da. Und wenn eine Österreicherin gegen eine Deutsche antrat, so wurde der erste Satz auf dem Garlando-Tisch gespielt, der zweite auf Leonhart, der dritte wieder auf Garlando und so weiter. In einem fünften, entscheidenden Durchgang wechselte man nach jedem zweiten Tor den Tisch. Die österreichische Meisterschaft in Graz wird vergleichsweise einfach, dort stehen Garlando-Tische und aus.

Die 34-jährige Suvajac ist Key Account Managerin bei tv media, die sieben Jahre jüngere Jobstmann ist Kindergartenpädagogin. Suvajac spielt hinten, Jobstmann vorne, sie bilden seit zweieinhalb Jahren ein Team, gelten als überlegtes, taktisch versiertes Gespann, besprechen viel, bleiben meistens ruhig. "Es gibt auch andere, wirklich aggressive Spielerinnen", sagt Suvajac, "die dir nach einem Tor richtig ins Gesicht brüllen."

Um den Knall

Das Wuzzeln ist für alle ein Hobby. Spielerinnen und Spieler tragen die Reisekosten großteils selbst, bei einer WM schießt der Tischfußballbund (TFBÖ) etwas zu, Größenordnung fünfzig bis hundert Euro. Nächstes Jahr im März reisen die Österreicherinnen zu einem Riesenturnier nach Las Vegas, "Hall of Fame Classic" heißt das Event, die Vorfreude ist jetzt schon groß. "Uns taugt es, dass wir herumkommen", sagt Suvajac. "Man lernt viele coole und sehr unterschiedliche Leute kennen, die Szene ist bunt gemischt. Und mit allen teilt man eine gemeinsame Leidenschaft." Eine Leidenschaft, in der es um Passwege und um Deckungsvarianten geht. Und um den Knall, wenn der Ball dort landet, wo er hingehört. (Fritz Neumann, 30.10.2015)