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Trotz des Engagements in Frauenbelangen soll in Microsofts Firmenkultur immer noch eine "gläserne Decke" existieren, die zu Ungerechtigkeiten bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen führt.

Foto: Reuters

Der IT-Riese Microsoft sieht sich mit Diskriminierungsvorwürfen konfrontiert. Zwei Mitarbeiterinnen werfen dem Konzern vor, dass sie und ihre Kolleginnen bei Beförderungen im Vergleich zu männlichen Kollegen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden.

Die Beschwerden kommen von der IT-Betriebsmanagerin Holly Muenchow und Sales-Expertin Dana Piermarini, die derzeit für Microsoft arbeiten. Sie schließen sich, so berichtet "Geekwire", einer Klage an, die die ehemalige Mitarbeiterin Katherine Moussoris im September eingereicht hat.

Weniger Aufstiegschancen

Piermarini, die seit 2006 der Firma angehört, ist der Ansicht, bei der Vergabe von Führungspositionen übergangen und aufgrund ihrer Mutterkarenz bei Beförderungen nicht berücksichtigt worden zu sein. Zudem sei sie während einer Sitzung dafür kritisiert worden, "zu emotional" zu sein.

Diese Beschwerden hat Piermarini laut Klage auch der Personalabteilung gemeldet. Bei deren Untersuchung wurden jedoch keine Verstöße festgestellt. Ebenso in der Kritik steht ein ranglistenartiges Bewertungssystem für Mitarbeiter, das eine wichtige Rolle für den firmeninternen Aufstieg gespielt hat. Dieses wurde 2013 abgeschafft, das Diskriminierungsproblem, die "gläserne Decke", soll jedoch weiter bestehen.

Microsoft will "sorgfältig prüfen"

"Microsofts firmenweite Richtlinien und Praktiken verletzen systematisch die Rechte von weiblichen Angestellten im technischen Bereich und führen dazu, dass eine geschlechtsspezifische Voreingenommenheit die Firmenkultur durchzieht", heißt es im Klagstext, der beim Bezirksgericht für West-Washington aufliegt.

Das Unternehmen selbst hat vor Gericht noch keine Stellungnahme abgegeben. Allgemein heißt es aus Redmond, man sehe sich "einer vielfältigen Belegschaft und einem Arbeitsumfeld verpflichtet, in dem alle Angestellten die Chance haben, erfolgreich zu sein". Man habe in den vorliegenden Fällen keine Verstöße feststellen können und werde die neuen Beschwerden "sorgfältig prüfen".

Gleichberechtigung als Dauerthema in der IT-Branche

Die Diskussion über die Gleichberechtigung der Geschlechter in der IT-Branche wird seit einigen Jahren intensiv geführt. Microsoft ist nicht das erste Unternehmen der Branche, das sich der Anschuldigung gegenübersieht, nicht genug für Chancengleichheit zu tun.

Für einen Eklat sorgte der neue Chef Satya Nadella im vergangenen Jahr, als er erklärte, Frauen sollten nicht von sich aus nach Gehaltserhöhungen fragen, sondern sich auf ihr "gutes Karma" verlassen. Eine Aussage, für die er sich wenig später entschuldigte und dabei auf eine unglückliche Formulierung verwies. Er stellte klar, dass die Tech-Industrie den "Gender Pay Gap" schließen müsse, damit es nicht mehr notwendig sei, aufgrund von geschlechtsbedingter Schlechterstellung nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.

Engagement und Fortschritte

Laut Angaben aus dem Oktober 2014 beträgt der Frauenanteil unter den Microsoft-Mitarbeitern 29 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um fünf Prozent bedeutete. Das Unternehmen betreibt verschiedene Diversity- und Inklusionsprogramme zur Einbindung verschiedener Gruppen. Dazu unterstützt es auch entsprechende Events, in Wien etwa "Women Techmakers", für dessen Abhaltung man den hiesigen Firmensitz zur Verfügung stellt.

Bei Microsoft Deutschland rückt 2016 mit Sabine Bendiek erstmals eine Frau zur Chefin auf. In Österreich lenkt Dorothee Ritz seit 1. Juli als General Managerin die Geschicke der Firma. (gpi, 30.10.2015)