Wien/Brüssel – Die Zahl der über die Westbalkanroute nach Österreich und Deutschland kommenden Flüchtlinge bleibt auf gleichbleibend hohem Niveau. Weil der Winter naht, haben die betroffenen Länder in einer Telefonkonferenz am Donnerstagnachmittag in einem ersten Schritt etwa 20.000 Aufnahmeplätze zugesagt – 5.000 davon in Österreich.

Die Telefonkonferenz war die erste nach dem von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs entlang der Balkanroute am Sonntag in Brüssel. Dabei wurde die Errichtung von 100.000 temporären Unterkunftsplätzen für Schutzsuchende beschlossen, 50.000 davon in Griechenland.

5.000 Plätze in Österreich

Konkrete Zusagen wurden nun im Rahmen der Videokonferenz gemacht. So wird Griechenland 7.500 Plätze schaffen, Serbien und Kroatien jeweils 3.000 und Slowenien 2.000. Die österreichische Regierung beschloss im Rahmen eines Ministerratsvortrages die Schaffung der 5.000 winterfesten Transitquartiere. Wo diese sein sollen, war am Donnerstagabend noch unklar.

Während des rund zweieinhalb Stunden dauernden Gesprächs haben sich die betroffenen Ländern entlang der Westbalkanroute zudem auf den Austausch von Daten mithilfe eines standardisierten Formulars geeinigt. Das soll die Koordination der neu ankommenden Flüchtlinge erleichtern.

100.000 in zwei Wochen

Dass diese auf gleichbleibend hohem Niveau bleiben, zeigen aktuelle Zahlen. Alleine bis Donnerstagvormittag kamen mehr als 5.300 Menschen mit Zügen aus Kroatien nach Slowenien, am Mittwoch waren es fast 10.000 gewesen. 9.850 reisten demnach nach Österreich weiter. Insgesamt erreichten innerhalb der vergangenen zwei Wochen mehr als 100.000 Flüchtlinge über die Balkanroute Slowenien.

Im steirischen Spielfeld hielten sich am Donnerstagabend rund 3.500 Flüchtlinge auf, in Bad Radkersburg waren es laut Polizei etwa 800. Der Abtransport in Transitquartiere mit zivilen Bussen sowie Bussen des Bundesheeres erfolgte laufend. Am Nachmittag gab es ein Handgemenge zwischen einigen Personen in Spielfeld, ein einschreitender Polizist erhielt einen Schlag ins Gesicht.

In Passau wurden am Donnerstag rund 3.000 über Österreich kommende Flüchtlinge erwartet. Zuletzt waren nach Angaben der deutschen Behörden meist mehr Busse als vorangemeldet von österreichischer Seite zur Grenze gefahren, dies hatte am Mittwoch für diplomatische Verstimmungen gesorgt.

Angesichts der hohen Zahl an Asylanträgen – heuer stellten bereits 63.000 Menschen einen Antrag in Österreich – stehen Bund und Länder besonders bei der Suche nach schnell verfügbaren Quartieren vor große Herausforderungen. "Wir stehen täglich vor einer Herkules-Aufgabe", so Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach der Landesflüchtlingskonferenz in Salzburg. (APA, 29.10.2015)