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Michel Platini will der Fifa den Fußball zurückgeben.

Foto: REUTERS/Denis Balibouse

Zürich – Michel Platini gibt nicht auf. Lange Zeit galt der Franzose als Favorit für das Amt des Präsidenten des Weltfußballverbandes Fifa, für die Nachfolge des scheidenden Amtsinhabers Joseph Blatter. Aber dann kam eine dubiose Zahlung an Platini ans Licht. Platini wurde für 90 Tage gesperrt. Der Favoritenstatus ist längst Geschichte.

Platini hat den Traum vom höchsten Posten im Weltfußball aber nicht aufgegeben. Aufgrund seiner Vita bringe er als einziger aller sieben Kandidaten einen "360-Grad-Blick für den Fußball" mit. "Ich bin, in aller Bescheidenheit, der Beste, um den Weltfußball zu führen", sagte er in einem Donnerstag erschienenen Interview mit den Schweizer Zeitungen Tagesanzeiger und Le Matin sowie dem britischen Daily Telegraph.

Zwei Millionen für Beratertätigkeit

Vorerst aber muss Platini, ebenso wie Fifa-Boss Blatter, seine Sperre absitzen. Seit 8. Oktober und noch bis 5. Jänner ist er von allen Aktivitäten im Fußball ausgeschlossen. Grund: eine dubiose Zahlung der Fifa in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini. Rechnungsprüfer der Fifa sehen darin einen Verstoß. Platini bestreitet weiterhin Unregelmäßigkeiten. "Diese zwei Millionen sind der Gegenwert für vier Jahre Arbeit als Berater des Präsidenten. Die Fifa schuldete mir diesen Lohn." Der Franzose kündigte an, durch alle sportlichen und zivilen Gerichtsinstanzen zu gehen, um sich zu verteidigen.

Platini fühlt sich ungerecht behandelt, auch wenn es schlimmere Schicksale gebe. "Ich bin weder im Gefängnis noch in Sibirien. Ich warte, wie sich die Dinge entwickeln."

Viel eher wähnt sich Platini in einer anderen Zeit. "Ich fühle mich wie ein Ritter im Mittelalter, der vor einer Festung steht und versucht hineinzukommen, um der Fifa den Fußball zurückzugeben. Stattdessen werde ich mit heißem Öl übergossen." Vergangene Woche hatte sich Platini noch mit der griechischen Mythengestalt Ikarus verglichen. "Immer wenn ich zu nahe an die Sonne fliege, verbrenne ich mich." Ob Platini tatsächlich zur Fifa-Wahl am 26. Februar 2016 antreten darf, wird erst nach Ablauf der Sperre in einem Integritätscheck geklärt.

Ein Freispruch Platinis im Ethikverfahren wäre eine große Überraschung, also auch ein Antreten Platinis. Zudem könnte die Sperre des Franzosen noch um weitere 45 Tage verlängert werden.

Plan B: Gianni Infantino

Die Uefa hat jedenfalls vorgesorgt und am Montag ihren Generalsekretär Gianni Infantino ins Rennen um die Blatter-Nachfolge geschickt. Sollte Platini doch zugelassen werden, würde Infantino voraussichtlich seine Kandidatur zurückziehen. Platini hat kein Problem mit der Aufstellung seiner langjährigen rechten Hand. "Die Uefa muss alternative Lösungen in Form eines Plan B präsentieren", sagte Platini. "Am Tag, an dem ich reingewaschen werde, wird alles wieder in Ordnung kommen. Das Exekutivkomitee, Gianni und ich, wir werden uns zusammensetzen, um die Situation neu zu besprechen. Und wir werden die beste Lösung für den Fußball wählen."

Und immerhin, Platini hat noch einflussreiche Unterstützung. Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah (Kuwait), Mitglied der Fifa-Exekutive und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sagte für den Fall von Platinis Rückkehr ins Amt einen Rückzug von mehreren der sechs übrigen Kandidaten voraus. (sid, APA, rie, 29.10.2015)