Gerry McGovern, Chef von Customer Carewords, am Donnerstag beim Smart Content Day in Wien.

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Wien – Der Internetkult ist längst ein eigenständiger Lebensbereich im Privat- und Berufsleben der meisten Menschen geworden. Doch viele Unternehmen haben den Einstieg ins Worls Wide Web nur halbherzig wahrgenommen oder gar verpasst. Die Konsumenten jedoch nicht. Und hier beginnt das Problem, mit dem selbst der Duden Verlag kämpfen muss, nachdem das Verlagshaus die E-Book Welle verschlafen hat.

Aber das Thema "Smart Content" – intelligente Inhalte – ist durchaus größer als die bloße Digitalisierung von Produkten, betont Gerry McGovern, Chef von Customer Carewords, am Donnerstag beim Smart Content Day in Wien.

Sinkende Lebenserwartung von Unternehmen

So ist die Lebenserwartung von Unternehmen – im Gegensatz zu dem des Menschen – in den letzten Jahren stark gesunken. McGovern führt dies auf einen Nenner zurück: Lügen. Unternehmen seien nicht in der Lage, ehrlich mit Konsumenten umzugehen. Manche Traditionsbetriebe seien auch nicht daran interessiert den Konsum die Handhabung ihrer Produkte leichter zu machen – weil es eben schon immer so war.

Beispielsweise reagieren 73 Prozent der Top 100 Marken auf Twitter absichtlich nicht auf Tweets oder Kommentare. Doch das Mitwachsen mit der Digitalisierung ist ein wichtiger Punkt im Informationszeitalter. Besonders wenn man bedenke, dass kommende Generationen in der Lage sein würden, Marken und Unternehmen allein durch soziale Netzwerke und Interaktionen im Web zu verändern, sagt McGovern. Die Hauptaussage des Zielgruppen-Experten: Einfachheit bei der Darstellung des eigenen Content schafft Vertrauen.

Social Media Aktivitäten als Mikro Wirtschaft

Dabei spricht McGovern auch die Kernessenz der Social Media Welt an. Es geht dabei nicht um "Meine Marke und ich" sondern um "Meine Freunde und ich". Was damit gemeint ist: Jeder von uns betreibt innerhalb seiner Social Media Aktivitäten eine Mikro Wirtschaft. Man vertraut mehr auf Tipps von Freunden als auf Inhalte von Werbungen. Laut einer von McGovern zitierten Langzeitstudie lag das Vertrauen von Konsumenten in Organisationen und Institutionen im Jahr 2000 bei 70 Prozent – Social Media lag bei 20 Prozent. 2015 haben sich die Zahlen komplett gespiegelt: Organisationen und Institutionen vertraut man nur noch zu 20 Prozent, wohingegen das Vertrauen im Social Media Bereich auf 70 Prozent gewachsen ist.

Google und sein Erfolg

Es ist aber bei Weitem nicht nur der Social Media Bereich, der Unternehmen die Entfaltung im Web erschwert. Auch der die Unternehmenswebseite kann zur Last werden, wenn man sich nicht auf die Bedürfnisse der User einstellt.

Google sei dabei das beste Beispiel, sagt McGovern. Gerade weil die Startseite der Suchmaschine beinahe steril wirke, würden User sich leicht auf der Seite zurechtfinden und könnten sie einfach bedienen: "Die leere Fläche heißt: man fokussiert sich auf den Konsumenten."

Andere Aufmachung

Wie die Google-Startseite aussehen könnte, wenn ein anderes Unternehmen die Verantwortung hätte, zeigt ein Beispiel von McGovern:

Projekt "Focus Online"

Daniel Steil, Chefredakteur von Focus Online und Jürgen Schlott von Tomorrow Focus News+ verfolgen eine ähnliche Strategie, um Focus Online zur erfolgreichsten Infoplattform im deutschsprachigem Raum zu machen: Sie forcieren Bewegtbildanimation und regelmäßige Videos. Kommentare, seien sie negativ oder positiv, werden in Videos verarbeitet.

Ihrer Ansicht nach machen Texte im alten Format für Konsumenten kaum noch Sinn: "Wir müssen weg von Texten die nur für die Masse sind, hin zu einem individuellem Text", sagte Steil. (sc)