Alexandra Daisy Ginsberg: "Self-Inflating AntipathogenicMembrane Pump" aus "Designing for the Sixth Extinction", 2013–2015

Foto: Alexandra Daisy Ginsberg

Karlsruhe – Werkzeuggebrauch hat es dem Menschen ermöglicht, sich schneller und gründlicher an neue Herausforderungen anzupassen, als es körperliche Veränderungen getan hätten: Durch diese Auslagerung sind wir in eine "Exo-Evolution" eingetreten, wie es eine von Peter Weibel kuratierte Ausstellung im ZKM Karlsruhe bezeichnet. Eingeleitet wird diese am Eröffnungsabend mit der partizipativen Roboterperformance "Inferno" von Louis-Philippe Demers und Bill Vorn, bei der Besucher selbst in "Roboterhüllen", also Außen-Skelette, schlüpfen und damit Teil der Performance werden können.

Louis-Philippe Demers & Bill Vorn: "Inferno", 2015.
Foto: Louis-Philippe Demers

"Durch die Verlagerung der Kontrolle über die Exoskelette weg von den Künstlern hin zum Computer, zum Publikum und zu den Performern stellt 'Inferno' die Möglichkeit einer Kontrolle selbst infrage, ob nun auf eine utopische oder auf eine dystopische Zukunft ausstrahlend, ob realer oder fiktionaler Natur, ob durch Maschinen oder Menschen, unter Zwang oder aus freiwilliger Unterwerfung zustande gekommen", heißt es dazu.

Die Ausstellung geht aber auch über den Menschen hinaus. Sie bietet 100 Positionen zur Verschränkung von Kunst und Wissenschaft sowie sowie künstlerischen Anwendung neuer Technologien. Eine davon ist beispielsweise das 3-D-Druckverfahren, das die Architektin und Designerin Alisa Andrasek aufgreift: "XenoCells" basiert auf einem Algorithmus, der biologisches Zellwachstum simuliert, bei dem sich Zellen örtlich differenzieren, um auf Nährstoffe und Hemmstoffe zu reagieren.

Claudia Pasquero und Marco Poletto: "ecoLogicStudio H.O.R.T.U.S.",
2012-2014
Foto: Claudia Pasquero und Marco Poletto

Nach der "Zukunft der Geologie" fragt die Designerin Yesenia Thibault-Picazo. In ihrer Installation versammelt sie ausschließlich vor Ort in Karlsruhe Gesammeltes und produziert "von zukünftigen Menschen erschaffene Minerale mit anthropogenen Materialien".

Der belgische Künstler Koen Vanmechelen wiederum demonstriert in "La Biomista" seinen Glauben an die Wandelbarkeit der Natur und des menschlichen Lebens durch die Kombination von wissenschaftlichen Fakten und der Kreativität der Kunst: "Neben seiner Funktion als intellektueller Nährboden und Hauptquartier seiner Offenen Universität der Diversität in Detroit und Havanna dient La Biomista überdies als Aufzuchtstation für die Hühnerkreuzungen des Künstlers." (APA, red, 28. 10. 2015)

Koen Vanmechelen: "La Biomista –
Cosmopolitan Chicken Project", 1999
Foto: Koen Vanmechelen