Grad war's noch heiß und hell, und schon ist es wieder vorbei. Man steht auf, genießt ein paar Takte lang den nebligen Tag, und schon ist's wieder dunkel.

Doch das hat auch seine Vorteile, zum Beispiel bei der Endlichkeitsbewusstseinsbildung. Der Wiener Kabarettist Gunkl hat einmal sinngemäß gemeint, er drehe ab und zu das Licht früher ab, um sich aufs Totsein vorzubereiten, was eine nette, kleine Idee ist.

Nun (Allerseelen naht) werden uns neue Möglichkeiten dazu geboten, zumindest in der Bundeshauptstadt. Die Bestattung Wien, laut Homepage "weltweit bekannt für ihre Bestattungskultur", hat nämlich erkannt, dass das "Thema Tod zunehmend aus dem Bewusstsein der Menschen verdrängt wird". Und eine Kampagne gestartet.

Nicht nur soll so der "Diskurs" zum Thema angeregt werden, sondern wir mögen auch lernen, "wie vielfältig und individuell der Zugang zum eigenen Begräbnis ist bzw. sein kann". Die "pietätvolle Mission" wird uns also beim Planen unseres letzten, des "wichtigsten aller Abschiede" helfen. Mit Testimonials, die fürs Sargbemalen werben oder fürs Abschiedsmusik-Tippgeben: "Bevor ich Falco treffe, soll er für mich singen." Jeanny!

Neben der Jenseitsvorsorge hat die Endlichkeitskampagne aber noch einen recht diesseitigen, ganz handfesten Vorteil: Die Werbung wird auf Leuchtplakaten zu sehen sein.

Und die sind wenigstens hell. (Renate Graber, 27.10.2015)