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Blick in Jerusalems Altstadt.

Foto: AFP PHOTO / AHMAD GHARABLI

Eine Intervention von US-Außenminister John Kerry brachte zwar vorläufig kein greifbares Ergebnis, aber immerhin die vage Erwartung, dass die palästinensischen Angriffe auf Israelis vielleicht gebremst werden. Kerry hatte zunächst Israels Premier Benjamin Netanjahu in Berlin getroffen, um dann an Samstag in Amman separat mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem jordanischen König Abdullah zu konferieren. Abdullah ist der Schutzherr der islamischen Heiligtümer auf dem Tempelberg in Jerusalem, um die sich ab Mitte September die Gemüter erhitzt hatten.

Während es in Jerusalem selbst nun seit gut einer Woche keine Messerattacke mehr gegeben hat, schien sich die Gewalt ins Westjordanland verlagert zu haben. Am Montag wurde an einer Straßenkreuzung bei Hebron ein israelischer Soldat durch einen Messerstich schwer verletzt, bei anderen Zwischenfällen wurden drei Palästinenser erschossen.

Kerry hatte sich offenbar darauf konzentriert, "die falschen Annahmen und Auffassungen" über den Tempelberg auszuräumen, die jetzt "die Spannungen schüren". Eine von Abdullah vorgeschlagene konkrete Maßnahme soll die Anbringung von Kameras sein, mit denen jeder Winkel des rechteckigen Plateaus rund um die Uhr überwacht werden soll. Doch vorläufig ist unklar, wann die Kameras montiert werden, wer die Monitore beobachten wird und welche Folgen die Wahrnehmung irgendwelcher problematischen Vorgänge haben könnte.

Kameras umstritten

Laut Netanjahu liegt die Aufstellung der Kameras in Israels Interesse, um "erstens die Behauptung zu widerlegen, dass Israel den Status quo verändert", und um "zweitens zu zeigen, wo die Provokationen wirklich herkommen, und sie abzustellen, bevor sie geschehen". Die palästinensische Führung witterte hinter der Idee eine "Falle": "Netanjahu will die Videokameras nur, um unseren Leute nachzuspüren und sie zu verhaften", sagte PLO-Generalsekretär Saeb Erekat im palästinensischen Radio, Kerry hätte sich lieber um "die Wurzel des Problems kümmern sollen, und das ist die fortdauernde Besetzung".

Sowohl Kerry als auch Abdullah zeigten sich speziell darüber erfreut, dass Netanjahu sich verpflichtet habe, den "Status quo", also die Gebets- und Besuchsordnung, auf dem Tempelberg nicht anzutasten. Aus israelischer Sicht wirkte diese Freude bizarr, weil die Israelis ohnehin versichert haben, nichts zu verändern. "Der Tempelberg wird so bleiben, wie er ist", sagte Netanjahu am Sonntag. "Die Arrangements für Besuche von Juden sind fixiert, sie werden nicht verändert, genau wie die Gebets-Arrangements für Muslime." (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 26.10.2015)