Wien – Der Sieger des Erste Bank Open 2015, dem ersten in der ATP-500-Kategorie, heißt David Ferrer. Der Vorjahres-Finalist rang am Sonntag in einem spannenden Endspiel Außenseiter Steve Johnson (USA) nach 2:14 Stunden mit 4:6,6:4,7:5 nieder. Der Weltranglisten-Achte ist der erste spanische Sieger in Wien seit Feliciano Lopez (2004) und hat damit sein Masters-Ticket für London fast sicher.

Neben 500 Punkten für das ATP-Ranking darf sich Ferrer über einen Siegerscheck in Höhe von nicht weniger als 423.000 Euro freuen. Für den Finalisten, der im dritten Satz einige Male nur zwei Punkte von der Sensation entfernt war, gibt es immerhin noch 190.800 Euro und 300 Zähler.

"Es war ein sehr enges Match. Er hat seine Chance gehabt, das Turnier zu gewinnen", sagte Ferrer, der zuvor noch nie gegen Johnson gespielt hatte. "Er spielt sehr aggressiv, sehr konstant und serviert wirklich gut."

Sehenswerter Fight

Johnson zeigte in seinem ersten Endspiel auf der ATP-Tour von Beginn an keine Nervosität. Im Gegenteil. Dem 25-jährigen Kalifornier gelang sogar ein sehr starker Start, nach einem Break zum 2:0 führte der Außenseiter gegen die Nummer acht der Welt schon 4:1. Ferrer gelang es zwar, den Rückstand aufzuholen, doch mit einem weiteren Break zum 6:4 schaffte der Weltranglisten-47. die 1:0-Satzführung.

Nach Break und Rebreak zu Beginn des zweiten Durchgangs gelang dem Spanier das entscheidende Break zum 2:1 und in der Folge der Satzgleichstand. Der dritte Durchgang verlief weiterhin spannend, Johnson hielt gegen seinen prominenten Gegner stark mit. Beim Stand von 5:4 für Johnson fehlten dem US-Amerikaner mehrmals nur zwei Punkte zum Sensationssieg. Doch Ferrer glich aus und schaffte in der Folge zum 6:5 das einzige Break des Satzes.

Zu diesem Zeitpunkt kamen bei Ferrer Erinnerungen an 2014 auf, als er bei 5:4 im dritten Satz gegen Andy Murray auf den Wien-Titel serviert hatte. "Ja, da habe ich mich ein bisschen daran erinnert, aber ich habe versucht, konzentriert zu bleiben", meinte er lachend. "Manchmal bekommt man im Leben eine zweite Chance."

Ferrer hat seinen Spot beim Masters in London nun fast sicher, ein Umstand den er nach rund zwei Monaten Pause nach einer Ellbogenverletzung nach Roland Garros wohl nicht erwartet hätte. "Ich bin noch nicht hundert Prozent fit, und muss jeden Tag Therapien machen." Durchaus möglich, dass Ferrer sein Heimturnier in der kommenden Woche, wo er topgesetzt ist, nun sausen lässt. Valencia ist ja nun nur noch ein ATP-250er-Turnier. "Ich weiß es nicht, ob ich spiele", erklärte Ferrer.

Noch denkt der 33-Jährige nicht ans Aufhören und er träumt auch noch vom Grand-Slam-Titel. "Ich werde immer weiter kämpfen, aber es wird sehr schwer."

"Werde nicht traurig sein"

Johnson hätte der erste US-Sieger in der Wiener Stadthalle seit Pete Sampras 1998 werden können. Und der aus dem College-Tennis kommende Kalifornier hatte mit großartigem Tennis Ferrer an den Rand der Niederlage gebracht. "Er war einfach viel öfter in so einem Endspiel als ich", sprach Johnson vom Verhältnis 51:1-Finali für Ferrer. "Aber ich bin super-stolz, wie ich diese Woche gespielt habe. Es knapp verpasst zu haben, tut weh, aber ich werde nicht traurig darüber sein."

Der US-Amerikaner wird ab Montag auf Platz 33 aufscheinen, so gut wie nie zuvor. Er freute sich auch darüber, dass mit Jack Sock ein weiterer US-Amerikaner in Stockholm im Endspiel stand (Niederlage gegen Tomas Berdych, Anm.). "Wir werden die Welt nicht über Nacht im Sturm nehmen, aber wir werden uns kontinuierlich steigern."

Den Doppel-Titel hatten sich zuvor Lukasz Kubot/Marcelo Melo geholt. Die ungesetzte polnisch-brasilianische Paarung setzte sich gegen Jamie Murray/John Peers (GBR/AUS-2) mit 4:6,7:6(3),10:6 durch. Melo wird übrigens in der Woche ab 2. November dank Wien die neue Nummer eins im Doppel. (APA, 25.10.2015)