Spätherbst 2015 in Österreich. Die Volkspartei schnarcht, Grün schwächelt, die SPÖ röchelt, die FPÖ lächelt. Die österreichischen Wähler, einer kleinen politischen Perversion niemals abgeneigt, setzen ihre Hoffnungen just auf jene Partei, die, wann immer sie an der Macht war, keine Gelegenheit ausgelassen hat, ihre Meisterschaft in Dilettantismus und Abstaubereien aller Art zu beweisen.

Darf man diesem FPÖ-Durchmarsch Rechtsruck nennen? Wahrscheinlich weiß das die FPÖ selbst nicht. Rhetorisch gibt sie sich gern links (Oktober" revolution"). Wenn's drum ging, sich private Taschen mit dem Verkauf von öffentlichem Vermögen zu füllen, erwiesen sich etliche Parteigenossen als Repräsentanten des klassischen Kasinokapitalismus. Aber auch der Kontakt zu lupenrein rechten Gesellschaftssegmenten, bei denen das Nazometer zuverlässig ausschlägt, ist nie abgerissen. Hauptsache, die Ausländer sind schuld! So gesehen: ein evidenter Rechtsruck.

Allein sind wir Österreicher damit nicht. In Frankreich rückt die Hälfte der nationalen Intelligenzija nach rechts, Ungarn ist schon lange nach rechts gerückt, in Schweden steht ein Rechtsruck bevor und so weiter und so fort. Dem jüngsten Wahlergebnis in der Schweiz, das ebenfalls in dieselbe Richtung gegangen ist, verdanken wir wenigstens einen wunderbaren Neologismus, das "Rechtsrückli" nämlich. Das Wort ist von einer herrlichen Putzigkeit. Die politischen Realitäten im Europa des Jahres 2015 sind es leider weniger. (win, 26.10.2015)